Nordkorea

Kim setzt auf harten Militär

Poltert gerne: Oberst Ri Son Gwon.
Poltert gerne: Oberst Ri Son Gwon.(c) REUTERS (POOL New)
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Oberst Ri Son-gwon wird der neue Außenminister des Landes. Bisher fiel er vor allem durch seinen rüden Umgangston auf.

Pjöngjang/Seoul. Nordkoreas Diktator, Kim Jong-un, beordert einen knallharten Militär ins Außenministerium, um sein Land in der internationalen Staatengemeinschaft zu repräsentieren: Oberst Ri Son-gwon leitete zuletzt die Kommission zur friedlichen Vereinigung des Vaterlandes. Bei zahlreichen Verhandlungsrunden mit Vertretern Südkoreas fiel er wiederholt durch seinen rüden Ton auf; er schreckte auch nicht davor zurück, Gesprächspartner vor den versammelten Delegationen zu maßregeln.

Der Oberst löst als Außenminister Ri Yong-ho ab, der den Ruf eines kultivierten Diplomaten hat. In den vergangenen Wochen kündigte seine Abwesenheit auf offiziellen Fotos von Parteitreffen aber bereits seine mögliche Ablöse an. Bisher wurde der Wechsel an der Spitze des Außenministeriums nicht offiziell, sondern nur über ausländische diplomatische Vertretungen in Pjöngjang kommuniziert. Dem Vernehmen nach soll bei einem Treffen der nordkoreanischen Spitzendiplomaten am Donnerstag die Personalentscheidung offiziell publik gemacht werden.

Fraglich bleibt allerdings, ob dabei auch bekannt gegeben wird, warum sich Kim Jong-un für einen neuen Außenminister entschieden und welche Aufgaben er Oberst Ri mit auf den Weg gegeben hat. Über diese Dinge spekulieren derzeit umso heftiger die Nordkorea-Experten in aller Welt. Einige weisen darauf hin, dass es zuletzt eine Tendenz unter Kim Jong-un gegeben habe, verstärkt Militärs auf wichtige Posten zu setzen.

Andere Beobachter sehen den Wechsel an der Spitze des Außenministeriums als Indiz dafür, dass Nordkorea am jetzigen harten Kurs gegenüber den USA festhalten wolle. Die Gespräche mit den Amerikanern liegen seit einer fehlgeschlagenen Gesprächsrunde in Stockholm im vergangenen Herbst auf Eis. Und der neue Außenminister ist kein Karrierediplomat und hat keinerlei direkte Erfahrungen im Umgang mit US-Vertretern.

Südkoreanische Diplomaten vertreten die Ansicht, dass die von US-Präsident Trump angeordnete Ermordung des iranischen Topgenerals Qasem Soleimani die Führung in Pjöngjang in ihrer Haltung nur bestätigt habe, ja nicht auf eigene Kernwaffen zu verzichten oder diese von den USA wegverhandeln zu lassen: „Kernwaffen gelten für das Kim-Regime mehr denn je als Überlebensgarantie.“ (b.b., Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2020)

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