Kolumne. In „Shrek forever after“ gibt es eine denk-würdige Szene. Shrek, der grüne Oger, wird gereizt und brüllt los, mächtig und gezählte acht Sekunden lang. Danach wird ihm begeistert applaudiert.
Der heutige „Führungsfehler“ kommt von einer Leserin. Zehn Monate, schreibt sie, hätte sie sich für einen „örtlichen zivilen Zweck“ engagiert. Gemeinsam mit zwei Herren, die das jahrelang machten, und mit viel Begeisterung. Für ihr Engagement bekam die Truppe sogar eine Prämie.
Die Aufmerksamkeit brachte noch mehr Einsätze. Drei weitere Mitglieder wurden rekrutiert, die „gelegentlich“ mitarbeiteten. Nun brauchte es Struktur statt fröhlichem Chaos.
Lange schob unsere Leserin das Thema vor sich her, dann berief sie ein „Organisations-“Meeting ein. Es erschienen: ein Mann der ersten Stunde und ein junger Student, der manchmal mitmachte. Sonst niemand.
Rasch stellte sich heraus, dass der Student die Teamleitung übernehmen wollte, genauso wie der Mann der ersten Stunde. Am liebsten hier und jetzt. Eine Stunde folgte unsere Leserin dem „Testosteron-geladenen Alpha-Ego-Trip“, dann ging sie heim.
Am nächsten Tag ging das Duell weiter. Einigung war keine in Sicht, also beschloss man einen neuen Termin, bei dem tatsächlich alle anwesend waren. Plus einer Dame aus der Bundesorganisation. Die hatte der Student mitgenommen. Sie verstand es, mit Engelszungen ein Teammitglied nach dem anderen auf die Seite des Studenten zu ziehen. Vier emotionsgeladene Stunden später hatte er gewonnen.
Die Leserin schreibt: „Vier Stunden lang ist die Wut in mir gestiegen. Über Jahrzehnte hatte ich als Mädchen, dann als Studentin, dann als Professionelle gelernt, Wut zu kontrollieren. Deswegen bin ich in dem Streit immer kleiner geworden. Ich habe meine Meinung gesagt und gedacht, damit habe ich meine Pflicht getan. Ich bin eine akkommodierende Frau. Mehr als meine Meinung zu sagen habe ich mir nicht zugestanden.
Heute denke ich, ich hätte aufstehen sollen, gegenreden, Widerstand leisten. Ich hätte unser Team retten sollen, statt bei einem geplanten Übernahme-Coup zuzuschauen. Jetzt sind wir implodiert, das Team ist weg, die Freunde auch. Ich hätte schreien sollen. So wie Shrek.“
Vielleicht hätte sie das. Doch es bleibt die Frage offen: Wenn eine „akkomodierende“ Frau schreit – reagiert das Publikum dann so wie auf Shrek?
„Do the Roar": zum Videoclip aus „Shrek forever after“
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Ähnlichkeiten mit realen Personen und Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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