Großinsolvenz

Odebrecht-Skandal führt zu Megapleite in Österreich

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Eine Wiener Tochter des brasilianische Mischkonzerns Odebrecht ist in Konkurs. Sie hat möglicherweise 100 Millionen Euro Schulden.

Der brasilianische Mischkonzern Odebrecht ist in einen der größten Korruptionsskandale Lateinamerikas verwickelt und hat Schulden in Milliardenhöhe. Er betreibt auch Niederlassungen in Österreich. Gegen eine dieser Gesellschaften, die Odebrecht E&P GmbH, wurde im Dezember von den Gläubigerbanken am Handelsgericht Wien ein Konkursantrag gestellt. Die „Presse“ berichtete exklusiv. Das Konkursverfahren wurde am Montag eröffnet. Zum Masseverwalter wurde Rechtsanwalt Stephan Riel bestellt. Gläubiger können ihre Forderungen bis 9. März anmelden. Über die Höhe der Passiva liegen keine näheren Informationen vor. Auch sonstige Details seien nicht bekannt, berichtet der Gläubigerschutzverband KSV1870. Die Schulden könnten jedoch möglicherweise um oder über 100 Millionen Euro liegen, heißt es. 

Der Odebrecht-Konzern soll jahrelang Hunderte Millionen Dollar Schmiergeld gezahlt haben, um lukrative Staatsaufträge zu bekommen. 2016 bekannte sich Odebrecht in den USA schuldig und nahm eine Strafe in Höhe von 3,5 Milliarden US-Dollar hin. In Lateinamerika löste der Skandal ein politisches Beben aus, ermittelt wird gegen Hunderte Politiker, Unternehmer und Beamte. Im Sommer meldete die brasilianische Odebrecht S.A. und eine Reihe von Tochtergesellschaften Insolvenz an - mit Schulden in Höhe von 51 Milliarden Reais (11,67 Milliarden  Euro).

Der Wiener Anwalt Paul Doralt ist Geschäftsführer von 20 Odebrecht-Niederlassungen in Österreich. Er bestätigte im Dezember den Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal des Mutterkonzerns. Ihm zufolge können millionenhohe Kredite der Deutschen Bank und ING, die für ein Infrastrukturprojekt in Peru aufgenommen worden waren, nicht mehr bedient werden. "Das mussten wir abschreiben", sagte Doralt. Das Projekt soll durch Schmiergeld an Land gezogen worden sein. Auswirkungen auf Österreich habe die Pleite nicht, so Doralt. Die Odebrecht E&P GmbH habe keine Mitarbeiter und fungiere nur als Eigentümer für Firmen in Angola, Peru und Venezuela - aus Steuergründen.

Der Fortbestand der Odebrecht E&P GmbH wurde bereits in den letzten Jahresberichten als unsicher bezeichnet. Im Bericht von 2018  wurde das Eigenkapital der Gesellschaft negativ ausgewiesen. Laut dem letzten im "Wirtschafts-Compass" veröffentlichten Lagebericht reiche die Liquidität nicht aus, um die Verbindlichkeiten der Gesellschaft zu begleichen. In der letzten Bilanz machten die Schulden 117 Millionen Euro aus.

(APA/red)

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