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Neues Coronavirus: Deutsche Kliniken sollen vorbereitet sein

An Flughäfen in Asien (hier in Malaysia) wird versucht, die Ausbreitung des Virus' zu verhindern.
An Flughäfen in Asien (hier in Malaysia) wird versucht, die Ausbreitung des Virus' zu verhindern.APA/AFP/MOHD RASFAN
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Erstmals gibt es einen Fall in Taiwan. Der Virologe der Berliner Charité rät zu Vorbereitungen an den Kliniken. Andere Experten sehen keine große Gefahr für einen Import nach Mitteleuropa.

Insgesamt sind laut Gesundheitsbehörde der chinesischen Metropole Wuhan bisher sechs Todesfälle durch das neue Coronavirus bestätigt worden. Zudem wurden 77 weitere Infektionen gemeldet, wie der chinesische Staatssender CCTV berichtete. Damit gibt es nun in China 291 bestätigte Fälle seit Beginn des Ausbruchs im Dezember. Am Dienstag meldete zudem Taiwan die Erkrankung einer etwa 50-jährigen Taiwanesin.

Angesichts der rasanten Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in Teilen Asiens geht der Virologe Christian Drosten (Berliner Charité) davon aus, dass es auch Fälle in Deutschland geben wird. Das Robert-Koch-Institut (RKI) bezeichnete die Gefahr für Deutschland am Dienstag weiter als gering.

Dass nach Angaben chinesischer Gesundheitsexperten auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch möglich sei, ändere nichts an dieser Einschätzung, sagte ein Sprecher des Instituts am Dienstag. Entscheidend sei, dass es keine Belege dafür gebe, dass sich das Virus einfach von Mensch zu Mensch übertrage wie bei einer Grippe, sondern nur in ganz bestimmten Ausnahmefällen. Diese Vermutung habe die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schon vorher geäußert. Deshalb bleibe es bei der bisherigen Lageeinschätzung für Deutschland.

Das neue Coronavirus (2019-nCoV) ist genetisch zu 80 Prozent mit dem Sars-Virus ident. Möglicherweise stammt es ursprünglich von Fledermäusen und ist von diesen Säugetieren auf den Menschen "übergesprungen“, stellten Virologen der MedUni Wien fest.

Riskio eines „Imports“ gering

Ein chinesischer Gesundheitsexperte hatte die Mensch-zu-Mensch-Übertragung am Montag bestätigt, aber selbst darauf verwiesen, dass keine Gefahr einer Wiederholung der Epidemie des schweren akuten Atemwegssyndroms (Sars) bestehe, solange Vorsichtsmaßnahmen getroffen würden. Der Ausbruch befinde sich noch in den Anfängen. China habe gute Überwachungs- und Quarantänesysteme, um ihn zu kontrollieren, fügte der Wissenschaftler hinzu. Der Ausbruch hat sich von der zentralchinesischen Stadt Wuhan auf Peking und Shanghai ausgebreitet.

Der RKI-Sprecher verwies darauf, dass für Deutschland sowohl das Risiko eines "Imports" des Virus als auch das einer Verbreitung gering sei. Aus Wuhan gebe es keine Direkt-Flugverbindungen nach Deutschland. Auch nach Österreich gibt es von dort keine Direktverbindungen.

Krankenhäuser sollen vorbereitet sein

Doch dass das Virus nach Europa kommt, ist nicht völlig ausgeschlossen. "Wir müssen damit rechnen, dass wir Fälle nach Deutschland bekommen und wir müssen uns im gesamten Gesundheitssystem darauf vorbereiten", sagte der Virologe Christian Drosten am Dienstag im Deutschlandfunk. Die Krankenhäuser in Deutschland müssten jetzt über die Behandlung solcher Patienten nachdenken, die teils isoliert werden oder auf Intensivstationen aufgenommen werden müssten, wo Behandlungsplätze ohnehin immer rar seien. Die Charité habe bereits "alle Testsysteme hoch gefahren", um eine Infektion mit dem neuen Coronavirus bei Bedarf schnell nachweisen zu können.

Die Gesundheitsbehörden müssten das neuartige Virus "sehr ernst nehmen", mahnte Drosten. "Das ganze Bild nimmt jetzt doch mehr Ähnlichkeit mit der damaligen Sars-Epidemie im Jahr 2003 an." Damals waren fast 780 Menschen an der ebenfalls durch ein Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit gestorben, die meisten in China und Hongkong. Die nun für das neue Virus erwiesene Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch mache es "gefährlicher".

Allgemein sieht der Virologe Deutschland allerdings gut gewappnet. Es gebe zur Vermeidung von Epidemien "sehr gute Strukturen" wie einen nationalen Pandemie-Plan und eine sehr gute Koordinierung von Schutz- und Bekämpfungsmaßnahmen durch das Robert-Koch-Institut, sagte Drosten. "Ich glaube auch nicht, dass man jetzt als Bürger da Sorge haben muss um die eigene Gesundheit", fügte der Experte hinzu.

WHO berät über Gesundheitsnotlage

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief wegen der neuartigen Lungenkrankheit in China ihren Notfallausschuss ein. Die Experten sollen am Mittwoch darüber beraten, ob eine Gesundheitsnotlage ausgerufen werden soll, wie die WHO am Montag berichtete. Diese unabhängigen Experten empfehlen auch Maßnahmen, die möglicherweise ergriffen werden sollten. Ruft die WHO einen internationalen Gesundheitsnotstand aus, empfiehlt sie damit schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche. Dazu können unter anderem Grenzkontrollen, das Einrichten von spezialisierten Behandlungszentren oder mögliche Impfungen medizinischer Fachkräfte gehören.

(APA/AFP/Reuters)

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