Ein harter Konkurrenzkampf zwischen Paris und Rom blockiert seit Jahren Friedensbemühungen in Libyen. Die beiden Länder streiten um Einfluss und Öl. Eine Analyse.
Dass ausgerechnet Deutschland die Rolle des Vermittlers im verfahrenen Libyen-Konflikt übernommen hat, kann auch als panische Last-Minute-Aktion verstanden werden: Die Türkei und Russland breiten sich zunehmend in dem strategisch wichtigen Land aus – und drängen die EU immer weiter zurück. Denn schwach ist Europa in Libyen – dem Land, aus dem zahlreiche Flüchtlinge und Migranten aus Afrika die illegale Überfahrt nach Europa starten – vor allem aus einem Grund: Die beiden wichtigsten EU-Player, Frankreich und Italien, stehen im nordafrikanischen Land in einem erbitterten Konkurrenzkampf zueinander.
Vordergründig geht es freilich um Macht und „Leadership“ – beide versuchen weiter Einfluss in einem Land auszuüben, mit dem sie historisch eng verbunden sind: Italien als Kolonialmacht und später für mehrere Jahre als deklarierter „Freund“ von Militärdiktator Gaddafi, Frankreich als Kooperationspartner der Militärs und wichtiger Waffenlieferant seit 1967.