Verkehr

Flughafen Wien ist im Sommer „voll“

(c) Clemens Fabry
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Die Zahl der Passagiere erhöhte sich 2019 um über 17 Prozent auf fast 32 Millionen. Im kommenden Sommer werde man an die Auslastungsgrenze kommen. Die Nachfrage nach der dritten Piste sei derzeit somit vorhanden.

Wien. Das Jahr 2019 brachte weltweit eine intensive Diskussion über den Klimawandel. Vor allem der Flugverkehr geriet dabei immer stärker ins Schussfeld der Kritik, Wörter wie „Flugscham“ fanden Eingang in den Sprachgebrauch. Am realen Verhalten veränderte sich dadurch aber nichts. Im Gegenteil: So konnte etwa der Flughafen Wien 2019 ein Wachstum von über 17 Prozent auf 31,7 Millionen Passagiere verzeichnen, wie die beiden Flughafen-Vorstände Julian Jäger und Günther Ofner am Dienstag in einer ersten Bilanz präsentierten.

„Wir sind nun wieder ziemlich genau auf dem Niveau des Jahres 2008“, so Jäger. Im Jahr darauf war das Passagieraufkommen infolge der globalen Wirtschaftskrise eingebrochen und erholte sich seither nur langsam. Nun habe man jedoch wieder de facto eine Vollauslastung erreicht. „Heuer werden wir daher auch erstmals Probleme bei den Slots haben“, so Jäger weiter. Zu den Spitzenzeiten im Sommer gebe es also keine Möglichkeit mehr für zusätzliche Flüge. Für heuer erwarten die Flughafen-Chefs daher auch nur mehr ein Wachstum von drei bis fünf Prozent. „Künftige Zuwächse werden vor allem durch die Verwendung von größeren Flugzeugen möglich werden“, so Jäger.

Dritte Piste frühestens 2030

Die Situation wirft naturgemäß die Frage nach der umstrittenen dritten Piste auf. „Wir werden in zwei bis drei Jahren die Entscheidung treffen, ob die dritte Piste gebaut wird. Eröffnet wird sie dann frühestens im Jahr 2030“, so Jäger. Man werde die zusätzliche Runway aber nur dann bauen, wenn die Nachfrage hoch genug und sie auch wirtschaftlich umsetzbar ist. Derzeit wäre die Nachfrage aber definitiv gegeben, so die Flughafen-Vorstände.

Dass es jetzt eine türkis-grüne Regierung gibt, die sich die Klimaneutralität Österreichs bis 2040 ins Regierungsprogramm geschrieben hat, habe darauf keinen Einfluss. „Die dritte Piste ist unanfechtbar und genehmigt. Wir brauchen dafür auch keinerlei Steuermittel. Die Regierung muss dafür keinen Beschluss fassen. Daher ist es unsere eigene betriebswirtschaftliche Entscheidung“, so Ofner. Außerdem gebe es auch ökologische Gründe, die für die dritte Piste sprechen. So sei ein Parallelbetrieb von zwei Landebahnen „wesentlich effizienter“, weil es viel weniger Stau am Himmel gebe. Und manche Anrainer – vor allem in Wien – würden aufgrund der dritten Piste auch weniger von Lärm belastet werden, weil die Anflugrouten anders geführt werden könnten.

Die mit Abstand wichtigste Fluglinie in Wien war mit 43,2 Prozent oder 13,7 Mio. Passagieren nach wie vor die AUA. Die gesamte Lufthansa-Gruppe erzielt einen Marktanteil von 54,7 Prozent. Aber auch die Low-Cost Carrier haben rasant zulegt. Sie transportierten im Vorjahr etwas mehr als zehn Millionen Passagiere, was einem Plus von 56,3 Prozent entspricht. Zum Teil erklärt sich das durch ein Loch, das nach der Pleite der Air Berlin entstanden ist. Gleichzeitig zeige es aber auch, dass das Angebot, das durch den Preiskampf von Lauda, Eurowings und Wizz Air produziert wird, auch einen Anstieg der Nachfrage nach sich zieht. Im internationalen Vergleich ist Österreich mit einem Marktanteil der Low-Cost Carrier von 31,6 Prozent aber nach wie vor unter dem EU-Schnitt von 41 Prozent.

Gewinn stieg auf über 170 Mio.

Das aktuelle türkis-grüne Regierungsprogramm wird von der Flughafen-Spitze grundsätzlich begrüßt. Vor allem die geplante Senkung der Körperschaftsteuer auf 21 Prozent werde den Gewinn um „acht bis zehn Millionen Euro“ erhöhen. Im vergangenen Jahr stieg dieser aufgrund der Zuwächse beim Flugverkehr auf über 170 Mio. Euro (genaue Zahlen gibt es erst, wenn die Bilanz fertig ist).

Negativ aus Sicht des Flughafens ist die Anhebung der Ticketsteuer. Diese würde die Fluglinien in Summe 100 Mio. Euro kosten. Wie stark der Effekt auf Ticketpreise und die Konsolidierung sein wird, sei aber noch unklar. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2020)

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