Wien

„Straßenbahn nach Niederösterreich“

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die SPÖ hat im anlaufenden Wahlkampf ein eigenes „Klima-Manifest“ veröffentlicht. Darin finden sich 50 Maßnahmen, darunter Straßenbahnverbindungen nach Niederösterreich.

Wien. Ein Hauch von Wahlkampf lag am Dienstag in der Luft. Denn SPÖ-Wien-Vorsitzender und Bürgermeister Michael Ludwig, SPÖ-Umweltstadträtin Ulli Sima und SPÖ-Klubchef Josef Taucher hatten sich im Konferenzraum der Müllverbrennungsanlage Spittelau versammelt, um die roten Pläne im Umweltbereich zu präsentieren – ohne grünen Koalitionspartner.

Denn es gehe um die Pläne der SPÖ, nicht jene der Stadt, wurde betont. Dass die roten Projekte von der SPÖ-geführten rot-grünen Stadtregierung umgesetzt werden, daran ließen die drei SPÖ-Politiker aber keinen Zweifel. Denn in diesem Klima-Manifest wurden 50 konkrete Maßnahmen festgeschrieben, mit denen Wien CO2-neutral werden soll. Und mit denen sich die Wiener SPÖ im anlaufenden Wiener Wahlkampf auch als Klimaschutzpartei positioniert. Die Details:

? Straßenbahn nach NÖ. Sima ließ mit einer Ankündigung zum öffentlichen Verkehr aufhorchen. Um Pendler bereits vor der Stadtgrenze in öffentliche Verkehrsmittel zu holen, sollen die Wiener Linien bis nach Niederösterreich fahren. Sie werde dazu entsprechende Gespräche aufnehmen, kündigte Sima an. Beispielsweise könnten Straßenbahnen nach Schwechat oder Großenzersdorf verlängert werden: „Ziel ist zumindest die Halbierung der Einpendler mit dem Auto bis 2030.“ Sima schränkte allerdings ein: Wien werde nicht den öffentlichen Verkehr von Niederösterreich bezahlen – es brauche eine Finanzierung von Bundesseite und auch aus Niederösterreich. Allerdings scheitert der grenzüberschreitende öffentliche Verkehr seit Jahren an der Frage: Wer zahlt?

Dazu kommt als Klimaschutzmaßnahme der weitere Ausbau des öffentlichen Verkehrs in Wien. Wobei heuer auch der erste Wasserstoff-Bus der Wiener Linien in den Testbetrieb geht.


 Bäume-Rekord. Im Jahr 2020 werde es „die größte Waldpflanzaktion der Geschichte Wiens geben“, wurde angekündigt – im Rahmen der Aktion „Wald der jungen WienerInnen“, bei der bisher jährlich 10.000 neue Bäume gepflanzt werden. Dazu sollen die Stadtbäume klimafit gemacht werden – durch größere Baumscheiben und neue Substrate.


 Mehr Grünräume. In den nächsten Jahren kommen 16 Hektar an neuen Parkflächen. Dazu zählt der umgestaltete Reumannplatz, der im Mai mit 13 Prozent mehr Grünraum eröffnet wird. Wo es nicht möglich ist, Bäume entlang von Straßen zu pflanzen, soll der Asphalt aufgebrochen und bepflanzt werden. Anrainer und Geschäftsleute sollen die neuen Grünspots, die Abkühlung bringen, pflegen, hieß es.

 Kein Abfall. Bis 2050 soll „Zero Waste“ bei kommunalen Abfällen Realität werden. 100 Prozent der nicht vermeidbaren Abfälle (auch Verbrennungsrückstände) werden einer Verwertung zugeführt – Stichwort Recycling. Gleichzeitig wird die Kapazität der Biogasanlage in Simmering auf 34.000 Tonnen verdoppelt. Mit dem aus Küchenabfällen gewonnenen Biogas können rund 900 Haushalte geheizt werden.


 Klimaerwärmung abkühlen. Gegen die Sommerhitze in der Stadt gibt es mehrere Maßnahmen: Wie im Esterhazy-Park soll in weiteren Parks per Sprühnebel und Ventilatoren die Luft um bis zu zehn Grad abgekühlt werden. Dazu kommen Fassadenbegrünungen bei 150 Häusern, zehn grüne Fassaden auf städtischen Gebäuden pro Jahr und eine Förderung bis 1500 Euro pro Haushalt für die Installation von Außenjalousien.


 Solar-Offensive. Im Bereich der erneuerbaren Energien wird die Fotovoltaik auf einer Fläche von 600 Fußballfeldern bis 2030 ausgebaut. Dazu sollen sämtliche Gebäude der Stadt (z. B. Amtshäuser) auf ihre Eignung geprüft werden, auf den Dächern Solarzellen aufzustellen.

Nebenbei erklärte Ludwig: „Mit diesen Klimaschutzmaßnahmen werden auch zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen.“ Eine konkrete Zahl konnte der Bürgermeister aber nicht nennen. (stu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2020)

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