England

Verlegt Johnson das Oberhaus nach York?

Tories prüfen Übersiedlung der Lords in den Norden.

London. Als Boris Johnson im Dezember die Parlamentswahl in Großbritannien gewann, machte er seinen neu gewonnenen Wählern in den ehemaligen Labour-Hochburgen in Mittel- und Nordengland ein Versprechen: Er werde sich künftig besonders um diese vernachlässigten Gegenden kümmern. Nun erwägt der konservative Premier offenbar einen höchst symbolischen Schritt: Medienberichten zufolge könnte das britische Oberhaus, das House of Lords, von London nach York verlegt werden.

York mit seinen knapp 140.000 Einwohnern liegt 280 Kilometer Luftlinie nördlich von London, war schon zu Römerzeiten ein wichtiges Zentrum und ist für seine gotische Kathedrale bekannt. Dem Vernehmen nach soll auch Birmingham im Gespräch gewesen sein; angeblich wurde diese Option wieder fallen gelassen.

„Wir machen es anders“

Noch gibt es keine Entscheidung. Es würde eine ganze Reihe von Optionen geprüft, um sicherzustellen, dass „jeder Teil des Vereinigten Königreichs sich wirklich mit der Politik verbunden fühlt“, sagte der Tory-Parteimanager James Cleverly in einem TV-Interview. „Worum es im Grunde geht, ist, den Menschen zu zeigen, dass wir die Dinge anders angehen.“

Kritiker argumentierten, die Verlegung des Oberhauses mit seinen knapp 780 nicht gewählten Mitgliedern sei keine geeignete Maßnahme, um die Wähler in den ehemaligen Industrieregionen einzubinden. Die Labour-Opposition sprach von einem „oberflächlichen“ Schritt: Angehörige der Arbeiterklasse wollten Jobs, richtige Investitionen und eine sinnvolle Dezentralisierung der Macht, sagte die Labour-Abgeordnete Nadia Whittom. (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2020)

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