Staatsoper

Philharmonische Bibel-Exegesen im Art-déco-Gewand

Salome ist ihre allerbeste Partie: Lise Lindstrom verwandelt sich vom kindlichen Fratzen in einen Racheengel.
Salome ist ihre allerbeste Partie: Lise Lindstrom verwandelt sich vom kindlichen Fratzen in einen Racheengel.(c) Michael Poehn
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Parallel zur Neuproduktion an der Wien spielt man am Ring „Salome“ in originaler, voller Orchesterbesetzung mit spannenden Debüts.

Wie wichtig Richard Strauss gerade für Wien ist, mag man daran ablesen, dass seine bedeutendsten Opern nie aus dem Repertoire verschwunden sind, obwohl bis 31. 12. 2019 Tantiemen entrichtet werden mussten. Dass sein Werk nun „gemeinfrei“ ist, erkennt man daran, dass etwa im Theater an der Wien jetzt „Salome“ in reduzierter Orchesterfassung gegeben wird – ein fragwürdiges Unterfangen, wenn nebenan das philharmonische Staatsopernorchester gerade diese Partitur als eines seiner Schlachtrösser betrachtet.

Egal, wer am Dirigentenpult steht, möchte man ergänzen. Die 242. Aufführung der immer noch stimmungsvollen Art-déco-Inszenierung Boleslaw Barlogs sollte Mikko Franck betreuen, der absagen musste, durch Michael Boder ersetzt wurde, der im letzten Moment wegen einer Verletzung nicht dirigieren konnte – und Dennis Russell Davies Platz machte. Dessen „Salome“ kennen die Musiker – er nimmt sich sehr viel Zeit, um die großen Steigerungen auszukosten, während die unzähligen Details, die hier glitzern, funkeln, grummeln und knurren, ihr kunterbuntes Mit-, Neben- und Durcheinander entsprechend pittoresk, wenn auch nicht unbedingt mehrheitlich in der vorgeschriebenen Präzision absolvieren.

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