17 Todesfälle

Sorge vor Coronavirus: China schränkt Versammlungen ein

APA/AFP/NOEL CELIS
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Die Anzahl der Erkrankungen in der Volksrepublik steigt dramatisch an. Auch in den USA wurde ein erster Fall gemeldet. Der Flughafen Wien steht in Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden.

Chinesische Behörden steigern angesichts zunehmender Todesfälle durch das neuartige Coronavirus ihre Vorsorge-Maßnahmen. Bis Mittwoch meldeten chinesische Gesundheitsbeamte 17 Todesfälle, zudem wurden 473 Erkrankungen in 23 Provinzen bestätigt. Der Vizeminister der Nationalen Gesundheitskommission, Li Bin, warnte, es gebe Hinweise auf eine Grippe-ähnliche Übertragung des Virus über die Luft durch Tröpfcheninfektion.

Der für Gesundheitspolitik zuständige Vizeminister Li Bin warnte, dass das Virus mutieren und sich weiter ausbreiten könnte. Die nationale chinesische Gesundheitsbehörde kündigte verstärkte Desinfizierungen von Flughäfen und Bahnhöfen sowie in Einkaufszentren an. Falls notwendig könnten in Zonen mit dichtem Menschenandrang auch Fiebermessungen vorgenommen werden.

Die meisten der Infizierten leben in der zentralchinesischen Millionenmetropole Wuhan. Ein dortiger Fisch- und Geflügelmarkt gilt als Ausgangspunkt des Erregers. Die genaue Quelle wurde bisher nicht identifiziert. Mutmaßlich gingen die Infektionen ursprünglich von einem Tier aus. Vizeminister Li kündigte an, die Forschungen zu Ursprung und Übertragung des Virus würden verstärkt.

WHO prüft internationalen Gesundheitsnotstand

Dienstag war die erste Infektion mit dem Coronavirus in den USA bekannt geworden. Das Virus wurde nahe der Großstadt Seattle im nordwestlichen Bundesstaat Washington bei einem aus China eingereisten Mann nachgewiesen, wie die US-Gesundheitsbehörde CDC mitteile. Der Mann, der in den USA lebt und nach Wuhan gereist war, wurde als Vorsichtsmaßnahme in ein Krankenhaus eingeliefert. Die USA weiten nun ihre Kontrollen an Flughäfen aus.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat für Mittwoch eine Krisensitzung einberufen, um zu prüfen, ob der Ausbruch einen internationalen Gesundheitsnotstand darstellt. Damit verbinden sich schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung einer Krankheit. Das Virus hat sich auch auf Städte wie Peking, Shanghai, Macau und laut Medienberichten auf Hongkong ausgebreitet. Zudem wurden neben den USA auch Erkrankungen in Thailand, Südkorea, Japan und Taiwan gemeldet.

Der internationale Gesundheitsnotstand wurde in Folge der SARS-Epidemie entwickelt und bislang fünf Mal ausgerufen - 2009 wegen Schweinegrippe, 2014 wegen Polio und Ebola, 2016 wegen des Zika-Virus und im vergangenen Jahr erneut wegen der Ebola-Epidemie in Afrika.

Brüssel sieht sich für Virus gewappnet

Die chinesische Regierung informiert täglich über die Anzahl der bekannten Fälle, um Panik in der Öffentlichkeit zu vermeiden. Ab Freitag treten viele der 1,4 Milliarden Chinesen wegen Feierlichkeiten rund um das chinesische Neujahrsfest Reisen im In- und Ausland an. Das Risiko einer weiteren Ausbreitung der Epidemie habe sich dadurch erhöht, die Prävention würde erschwert, sagte Li. Knapp 2200 Menschen, die mit infizierten Personen in Kontakt kamen, wurden isoliert, wobei 765 bisher wieder aus der Überwachung entlassen wurden. Bislang haben sich auch 15 medizinische Fachkräfte in China angesteckt.

Die Brüsseler Behörde sei darauf vorbereitet, rasch "potenzielle Gegenmaßnahmen zu unterstützen und zu koordinieren, sollte dies erforderlich sein", sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides der Zeitung "Die Welt". Zusammen mit dem Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) beobachte die Kommission die Ausbreitung des Erregers sehr genau.

Die EU-Kommission stehe wegen des Virus in ständigem Kontakt mit den EU-Mitgliedstaaten, sagte Kyriakides. Unter Führung der Kommission tauschten die nationalen Behörden Informationen aus und verständigten sich über Risikobewertungen und mögliche Reaktionsmaßnahmen.

Am Londoner Flughafen Heathrow sollen separate Bereich für Passagiere geschaffen werden, die aus Regionen kommen, die von dem Virus betroffen sind. Die deutschen Flughäfen sehen sich für den Umgang mit Verdachtsfällen des Coronavirus gut gerüstet. Man habe im Ernstfall detaillierte Notfallpläne mit klaren Abläufen und stehe in engem Kontakt mit den Behörden, erklärte der Branchenverband ADV. Auch der Flughafen Wien „verfolgt die Entwicklung der Situation sehr genau“. Man stehe in enger Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden.

WHO erwartet weitere Fälle

Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen forderte China unterdessen auf, die "wahren" Informationen über den Coronavirus preiszugeben. Die Regierung habe Reisegruppen aus Wuhan angewiesen, vorerst nicht nach Taiwan zu kommen, sagte Tsai vor Reportern. Sie forderte die WHO auf, Taiwan nicht aus politischen Gründen von einer Zusammenarbeit bei dem Ausbruch des Virus auszuschließen. Taiwan ist wegen des Einspruchs Chinas, das die Insel als chinesische Provinz ansieht, kein Mitglied der WHO.

Die in Genf ansässige UN-Organisation rechnet mit weiteren neuen Fällen des Virus. Li sagte aber, es gebe keine Hinweise auf besonders ansteckende Patienten - sogenannte "Super-Spreader" -, die in der Lage wären, das Virus weiter zu verbreiten, wie das während des SARS-Ausbruchs geschehen sei.

(APA/AFP/dpa/Reuters)

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