Monty-Python-Legende

Terry Jones ist tot: Meister des gepflegten Chaos

Terry Jones in: Die wunderbare Welt der Schwerkraft UK 1971
Terry Jones in: Die wunderbare Welt der Schwerkraft UK 1971imago images/United Archives
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Er prägte die Filme der legendären Komikertruppe mit seiner Regie und spielte die schrillsten Hausfrauen: Starkomiker Terry Jones ist im Alter von 77 Jahren gestorben.

„Nur ein Minzblättchen!“ Die Phrase, die in Monty Pythons „Der Sinn des Lebens“ zur wohl ungustiösesten Explosion der Filmgeschichte führt, ist in manchen Haushalten zum Synonym für Übersättigung geworden. Für Mr. Creosote, gespielt von Terry Jones, wirkt die Episode schlicht wie eine von vielen Unannehmlichkeiten im Leben eines ultra-adipösen Mannes der besseren britischen Gesellschaft: Ein verwunderter Blick aus dem aufgeblähten Gesicht, dann platzt der erste Hemdknopf und bald der ganze Körper. Während im Restaurant Chaos ausbricht, gut gekleidete Gäste sich auf ihre Teller erbrechen und Kellner durch ein Schlachtfeld torkeln, schaut Mr. Creosote grimmig auf sein breites Skelett herab (der Rest seines Leibes ist im Raum verteilt). Schon wird die Rechnung gebracht.

Die Monty-Python-Truppe: Foto vlnr.: ERIC IDLE, MICHAEL PALIN, JOHN CLEESE, TERRY JONES, TERRY GILLIAM.
Die Monty-Python-Truppe: Foto vlnr.: ERIC IDLE, MICHAEL PALIN, JOHN CLEESE, TERRY JONES, TERRY GILLIAM.imago images/United Archives

Es ist Terry Jones' wohl bekannteste Rolle. Daneben spielte der 1942 geborene walisische Komiker und Mitgründer von Monty Python mit Vergnügen nörgelige Frauen mit schriller Stimme – etwa die Mutter in der Jesus-Satire „Das Leben des Brian“, die für die Jungfrau Maria gehalten wird und ungehalten reagiert: Ihr Sohn sei kein Messias, sondern ein „very naughty boy!“. Oder die Putzfrau, die in „Der Sinn des Lebens“ Creosotes Kotze vom Boden wischt und seufzt: „At least I don't work for Jews“. Woraufhin sich John Cleese als Chefkellner entsetzt in die Kamera dreht und beim Publikum entschuldigt: Es tue ihm leid, er hatte keine Ahnung, dass hier Rassisten arbeiten!

Mit solchen Perspektivenverschiebungen und anderen formalen Wendungen spielten Monty Python gern – und es war Terry Jones, der als Regisseur die surreale, anarchische Struktur der Filme prägte: „Die Ritter der Kokosnuss“ (1975), der damit endet, dass Polizisten das Filmset absperren, inszenierte er mit Terry Gilliam, die zwei anderen Filme alleine.

Weg mit der Schlusspointe

Seine Komiker-Karriere begann er in Oxford mit Michael Palin, später stießen sie zu den anderen Monty-Python-Mitgliedern, die in Cambridge studiert hatten. Die Sketch-Show „Monty Python's Flying Circus“ erschien 1969, auch hier waren Jones' Ideen maßgeblich: Die Szenen gingen (oft ohne Pointe!) ineinander über, endeten abrupt durch herabfallende Gewichte oder den Spruch: „And now for something completely different.“

Später schrieb Jones Kinderbücher, TV-Programme und historische Bücher – der belesene Mittelalterexperte war überzeugt, dass diese Zeit feiner war als ihr Ruf. Als Kolumnist sprach er sich gegen den Irak-Krieg aus. Als Monty Python 2014 eine Abschiedsshow gaben, hatte eine seltene Form der Demenz bereits begonnen, ihm die Sprache zu rauben. Den Kampf gegen die Krankheit habe er immer humorvoll geführt, schreibt seine Familie. Am Ende hat er ihn trotzdem verloren: Am Dienstagabend starb Terry Jones im Alter von 77 Jahren.

Terry Jones 2012 mit Carol Cleveland.
Terry Jones 2012 mit Carol Cleveland.Reuters

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