Hongkong

Pfefferspray gegen Journalisten? „Das ist normal geworden“

Yu Wai Kin 余偉建 /"Stand with Hong Kong Journalists"
  • Drucken

In der chinesischen Sonderzone geraten Reporter zwischen die Fronten. Angesichts der Polizeigewalt sei es schwer, journalistische Neutralität zu wahren, erzählen zwei Betroffene der „Presse“. Eine Fotoausstellung in Wien widmet sich nun den Gefahren für die Presse in der Stadt.

Wien. Das Zischen der Gummipatronen, das Explodieren der Tränengasbomben, das Schreien der Polizisten – zwei Wochen habe sie nach dem Vorfall im September nicht schlafen können, erzählt Kwan Lin Mok. „Was mache ich noch in diesem Job?“ Das fragte sich die Videojournalistin der Hongkonger Wochenzeitung „Ming Pao Weekly“, nachdem sie miterlebt hatte, wie die Polizei Dutzende Demonstranten im Zentrum der chinesischen Sonderverwaltungszone eingekreist hatte. Es seien keine Radikalen gewesen, sie hatten Pech, sagt die 29-Jährige.

In solchen Situationen sei es schwer, die Rolle als neutraler Beobachter zu wahren. „Enttäuschung“, „Hoffnungslosigkeit“ empfindet auch Hoi Kin Fung, Fotojournalist beim Blatt „Ming Pao“: „Journalisten sind nicht so einflussreich, wie sie es sollten, um Behörden und Regierung zu kontrollieren.“ Nur einmal brach er seinen Berufsethos: Als sich Studenten und Polizisten im November am Campus der Polytechnischen Universität erbitterte Schlachten lieferten, habe er einem Jugendlichen, der erschöpft zu Boden sackte, aufgeholfen. „Die Polizisten zogen schon ihre Waffen. Damals fand ich es wichtiger, menschlich zu sein, als ein Journalist.“

Acht Monate demonstrieren die Hongkonger schon für mehr Demokratie. Viele fürchten um die wachsende Einflussnahme Pekings, das der britischen Ex-Kronkolonie eigentlich bis 2049 Rechte wie ein unabhängiges Justizwesen, Presse- und Meinungsfreiheit zugesichert hat. Zugleich wächst die Wut auf die Lokalregierung unter Carrie Lam, die viele als Handlangerin Pekings sehen: Sie schicke die Polizei vor, um politische Probleme zu lösen, und verhindere eine unabhängige Untersuchung der Behördengewalt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.