Handwerk

Meister als Titel, „Einkommen“ für Lehrlinge

Die türkis-grüne Regierung will die Lehre aufwerten.
Die türkis-grüne Regierung will die Lehre aufwerten. imago/photothek
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Die Regierung will die Lehre aufwerten. Die Opposition kritisiert die Neuerungen als „Kosmetik“.

Wien. Die türkis-grüne Regierung will die Lehre aufwerten. Dazu soll das Berufsausbildungsgesetz reformiert werden. Eine entsprechende Novelle wurde am Mittwoch im Ministerrat präsentiert. Die mehr als 200 Lehrberufe in Österreich werden nun zumindest alle fünf Jahre überprüft. Damit will die Regierung wirtschaftlichen und technischen Trends Rechnung tragen. Die Lehrlingsentschädigung wird in Lehrlingseinkommen umbenannt. Aus der „Verwendung“ von Lehrlingen wird eine „Beschäftigung“.

Es wird die Möglichkeit geschaffen, die Lehre in reduzierter Arbeitszeit zu absolvieren, wenn der Lehrling betreuungspflichtige Kinder hat oder es gesundheitliche Gründe dafür gibt. Außerdem wird der Meistertitel zum eintragungsfähigen Titel – er darf also, wie auch akademische Titel, in den Führerschein und Reisepass eingetragen werden. Das wird im Rahmen einer Novellierung der Gewerbeordnung eingeführt.

Um das neue Berufsausbildungsgesetz zu bewerben, besuchten Bundeskanzler Sebastian Kurz, Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (beide ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) am Mittwoch Früh eine Bäckerei in Wien-Liesing.

SPÖ kritisiert die Regierung

Kurz hinterfragte bei der Firmenleitung mit derzeit fünf Lehrlingen auch die Sorgen, wie er ausführte. Es gehe um die Rahmenbedingungen wie die Steuerlast, weniger Bürokratie und auch mehr Netto vom Brutto bei den Mitarbeitern. Einfache Bäckergesellen im Bäckergewerbe bekommen erst seit vorigem Herbst minimal mehr als 1.500 Euro brutto. Kogler verwies darauf, dass sich die Aufwertung der Lehre im Arbeits- und Bildungsbereich des Regierungsübereinkommens findet. „Es geht um eine Aufwertung und eine bessere Durchlässigkeit sowie Anerkennung und Besserstellung der Lehre“, so der Vizekanzler.

ÖVP und Grüne hätten bei den Neuerungen in der Lehre „leider nur auf Kosmetik“ gesetzt, kritisierte die SPÖ. Es handle sich um „viele Überschriften, kaum Konkretes und wenig Wirksames“, kritisierte SPÖ-Lehrlingssprecher Klaus Köchl. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2020)

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