Istanbul: Anschlag auf Militär-Bus fordert vier Tote

Istanbul Anschlag MilitaerBus fordert
Istanbul Anschlag MilitaerBus fordertZerstörter Militärbus (c) Reuters (Osman Orsal)
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Bei einem Bombenanschlag in der türkischen Metropole Istanbul sind am Dienstag vier Menschen getötet und sechs weitere verletzt worden. Zu dem Anschlag bekennen sich die kurdischen "Freiheitsfalken".

In Istanbul sind bei einem Bombenanschlag auf einen Bus für Soldaten und ihre Familien vier Menschen getötet worden - darunter ein 17-jähriges Mädchen. Der ferngezündete Sprengsatz detonierte nahe einer Militärunterkunft im Viertel Halkali, wie die Nachrichtenagentur Anatolien am Dienstag meldete. Die drei anderen Opfer waren demnach Offiziere. Nach Angaben von Gouverneur Huseyin Avni Mutlu wurden fast ein Dutzend weitere Menschen verletzt, zwei von ihnen schwer.

Kurdischen "Freiheitsfalken" bekennen sich

"Das ist ein Terroranschlag mit einem eindeutigen Ziel: zu spalten sowie Spannungen und Verzweiflung zu schaffen", sagte er. Zu dem Anschlag bekannten sich die Kurdischen "Freiheitsfalken". Die türkische Armee hat in den vergangenen Tagen ihren Kampf gegen kurdische Rebellen verstärkt.

Die kurdische Untergrundgruppe "Freiheitsfalken" hat sich am Dienstag zu dem Terroranschlag auf einen türkischen Militärbus in Istanbul mit vier Toten bekannt. Die Tat sei Vergeltung für Angriffe der türkischen Armee und für einen "ungerechten Krieg gegen die Kurden", erklärten die "Freiheitsfalken Kurdistans" (TAK) auf einer Internetseite. Die Organisation kündigte an, ihre Angriffe noch zu verstärken. TAK gilt als Zweigorganisation der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Sie hat auch Anschläge in türkischen Touristengebieten angedroht. Zudem hat sie sich zu einem am 8. Juni verübten Anschlag auf einen Polizeibus in Istanbul bekannt, bei dem 15 Beamte verletzt worden waren.

Die TAK betrachtet den inhaftierten Gründer der PKK, Abdullah Öcalan, als Leitfigur und wird laut Einschätzung türkischer Sicherheitskräfte von der PKK-Führung gesteuert. Öcalan, der seit 1999 in Haft ist, war vom türkischen Geheimdienst aus Kenia entführt und von einem Staatssicherheitsgericht zum Tod verurteilt worden. Sein Todesurteil wurde nach Abschaffung der Todesstrafe in lebenslange Haft umgewandelt. Die PKK selbst hatte kürzlich eine Verstärkung des bewaffneten Kampfes gegen die Türkei angekündigt und eine einseitig erklärte Waffenruhe für hinfällig erklärt. Die türkische Regierung sei wegen ihrer "Angriffe gegen das kurdische Volk" verantwortlich für diesen Schritt. Allein in den vergangenen zwölf Monaten seien 1500 PKK-Mitglieder festgenommen worden. Die PKK hatte im April 2009 angekündigt, ihre bewaffneten Aktivitäten vorübergehend einzustellen.

Gewalt in Kurdengebieten eskaliert

Zuvor war die Gewalt in den Kurdengebieten im Südosten der Türkei eskaliert. Kämpfer der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) töteten zwölf Soldaten. In der Nacht zum Dienstag kamen bei einem Zusammenstoß zwischen Soldaten und Rebellen im Norden des Landes zwei der kurdischen Kämpfer ums Leben, wie die Streitkräfte mitteilten. Am Montagabend hätten die Extremisten zudem eine Militäreinheit im Südosten der Türkei angegriffen. Dabei seien fünf Angreifer und ein Soldat getötet worden. Demnach wurden fünf weitere Menschen verletzt, darunter drei Zivilpersonen.

Am Montag verlegte das türkische Militär im größeren Stil Soldaten und Elite-Einheiten an die Grenze zum Irak. Die PKK kämpft seit 1984 gegen den türkischen Staat. In dem Konflikt kamen bisher mehr als 40.000 Menschen ums Leben. Die ursprüngliche Forderung nach einem unabhängigen Kurdenstaat hat die Gruppe inzwischen aufgegeben. Jetzt ist es ihr Ziel, eine Heimat für Kurden im Südosten des Landes zu errichten.

Dort haben kurdische Separatisten, die sich im Norden des Irak versteckt halten, zuletzt verstärkt Anschläge auf Militäreinrichtungen verübt. Die Rebellen waren in der Vergangenheit aber auch immer wieder verantwortlich für Attentate in großen Städten. Doch auch linksgerichtete Gruppen sowie Islamisten haben in Istanbul Attentate verübt. In der größten Stadt des Landes kamen am Dienstag Politiker aus Südosteuropa zusammen - darunter die Außenminister Kroatiens, Serbiens und der Türkei.

(Ag.)

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