Lokalkritik

Testessen: Dreißig Jahre Angusrind-Genuss beim Lurgbauer

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Die vielleicht beste Rindsuppe des Landes, eine Klassikerkarte und zwei kreative Menüs.

Der Weg zu einer der besten, wenn nicht überhaupt der besten Rindssuppe des Landes führt über waldgesäumte Kurven. (Und wer von Mariazell zum Lurgbauer fußwallfahrtet je nach Weg in etwa eineinhalb Stunden , hat sich natürlich mehr Verpflegung im Nachhinein verdient als Autofahrer.) Dreißig Jahre Lurgbauer feiert die Familie Leodolter nun, das Restaurant selbst hat man schon vor ein paar Jahren erweitert und neu gestaltet. Die offizielle Ortsangabe des hügeligen Anwesens lautet Lurg 1 in St. Sebastian, tatsächlich liegt der Hof weit außerhalb des Ortes. Hier hat sich An dreas Leodolter Anfang der 1990er auf die Haltung von pechschwarzen und horn losen Aberdeen-Angus-Rindern spezialisiert, friedfertigen, mit Gras und Heu gefütterten Tieren. Die ein extremes Tempo an den Tag legen können, wenn sie es einmal für nötig befinden, loszustürmen. Zwischendurch hielt man auch ein paar Wollschweine und Sulmtaler Hühner, mittlerweile steht nur mehr das Fleisch der Angusrinder auf der Speisekarte: von Ochsen und Kälbern, und zwar immer schon trocken gereift mit dem angeblich neuen Trend Dry Aging brauchte dem Lurgbauern Andreas Leodolter vor ein paar Jahren niemand zu kommen.

Das Restaurant selbst hat man schon vor ein paar Jahren neu gestaltet und erweitert.
Das Restaurant selbst hat man schon vor ein paar Jahren neu gestaltet und erweitert. Beigstellt

Einst hatte Brigitte Leodolter die Küchenleitung des Lokals inne, nach ihrem Tod vor einigen Jahren übernahm Sohn Max. Und zum großen Glück der Stammgäste hat er nicht gleich alle Klassiker von der Speisekarte eliminiert: Zu den ewigen Lurgbauer-Lieblingen gehören etwa der Grießauflauf mit Erdbeersauce, das Carpaccio mit Walnussöl und gehobelter Belper Knolle, das extrem seidige hausgemachte Schokoladeeis und das gekochte Rindfleisch (eine Gelegenheit, um auch die von der Karte verschwundenen feinziselierten Lauchpalatschinken untertänig zurückzuerbitten). Das Gekochte kann man sich und dieser Tipp ist ernster zu nehmen als viele an dieser Stelle bereits geäußerte gegen einen Aufpreis nicht bloß im (auch schon sehr guten) Kochsud servieren lassen, sondern in der sagenhaften Lurgbauer Rindssuppe. 

Auf ewig nur die Klassiker zu kochen wäre Max Leodolter aber zu langweilig. In seinen zwei Menüs (vier bis sechs Gänge, ab 54 Euro) bietet er etwa einen Beeftea mit Schnittlauchöl und Rote-Rüben-Nockerl, Ochsenbackerl-Tortellini mit Topinamburcreme und Steinpilzpulver ("wir hatten 2019 genau zwei Steinpilze") und Maroni-Tiramisu mit Tonkabohne und Mandari neneis. Auf die nächsten dreißig Jahre!

Info

Lurgbauer, Lurg 1, 8630 St. Sebastian, Tel.: +43/(0)3882/37 18, Restaurant: Fr Sa: 12 14 und ab 18Uhr, So: 12 15 Uhr (Urlaub vom 9.3. bis 9.4.)

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("Die Presse - Schaufenster", Print-Ausgabe, 24.01.2020)

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