Plagiatsjäger Weber startet Aufdecker-Blog

Plagiatsjaeger Weber startet AufdeckerBlog
Plagiatsjaeger Weber startet AufdeckerBlog(c) Bilderbox (Erwin Wodicka - wodicka@aon.at)
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Vor einem Jahr hat die Agentur für wissenschaftliche Integrität ihre Arbeit aufgenommen. Für Plagiatsjäger Weber ein "Feigenblatt". Er will Plagiatsfälle künftig in einem eigenen Blog veröffentlichen.

Die Agentur für wissenschaftliche Integrität, die vor einem Jahr ihre Arbeit aufgenommen hat, ist für den Salzburger Medienwissenschaftler Stefan Weber ein "Feigenblatt": "Es wird gebunkert und geschwiegen, wie nie zuvor", meint Weber, der sich als "Plagiatsjäger" einen Namen gemacht hat. Nun nimmt Weber, wie schon so oft zuvor, die Sache selbst in die Hand. Er hat ein "Blog für wissenschaftliche Redlichkeit" online gestellt. Darin will er künftig über Fälle berichten, die unaufgeklärt sind, oder bei denen "genaueres Hinschauen nötig" sei.

Als "Testfall" habe er der Kommission im Juli 2009 einen Plagiats-Verdachtsfall zugeschickt. Webers Kritik: Es habe bis Mai gedauert, bis er eine schriftliche Reaktion erhalten habe. Außerdem habe die Kommission ihre Einschätzung nicht begründet. Nach Ansicht des Experten müsste die Kommission sehr wohl Gründe, etwa in Form von anonymisierten Gutachter-Auszügen, angeben. Ansonsten ähnle das einem "Orakelspruch oder eine bischöfliche Weisung", so Weber. Auch die Tatsache, dass die Kommission von "einem von Ihnen erhobenen Plagiatsvorwurf" schreibe, ist Weber zuwider. Das sei "kein Klima, in dem man sich vertrauensvoll an sie (die AWI, Anm.) wenden kann".

AWI: "Kann nicht rasend schnell gehen"

Der Vorsitzende des Trägervereins der AWI, Christoph Kratky, lässt Webers Kritik nicht gelten: Weil Weber kein Betroffener sei, habe er auch keinen Anspruch auf eine Begründung. Um nicht Persönlichkeitsrechte Betroffener zu verletzen, müsse man hier "extrem diskret sein". Für Kratky hat die AWI den Fall auch "in vernünftiger Zeit" erledigt. Eine solche Sache könne "nicht rasend schnell gehen", man müsse einen facheinschlägigen Gutachter finden, der Zeit für sein Gutachten brauche. "Geschwindigkeit ist in der Regel in solchen Fällen kein wichtiges Kriterium".

Plagiatsjäger Weber nimmt die Sache nun selbst in die Hand. Auf seiner Homepage hat er im Juni ein Blog gestartet. Damit folge er dem Rat des Wissenschaftsplagiat" empfohlen habe, "Ross und Reiter beim Namen zu nennen". Weber betont, "niemand an den Pranger zu stellen, sondern nur auf Ungerechtigkeiten im System hinzuweisen und die Universitäten einzuladen, diesen Sachen auf den Grund zu gehen".

Agentur für wissenschaftliche Integrität

Die AWI wurde vor einem Jahr gegründet. Die ausschließlich aus ausländischen Experten zusammengesetzte Kommission wird von der deutschen Biowissenschaftlerin Ulrike Beisiegel geleitet. Aufgabe des Gremiums ist es, Vorwürfen von Plagiat und wissenschaftlichem Fehlverhalten nachzugehen und die Fälle zu bewerten.

(APA/Red.)

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