Die Regionalwahlen am Sonntag könnten zur ultimativen Überlebensfrage für die schwächelnde Regierung in Rom werden: Die Lega will die „linke“ Emilia Romagna erobern.
Rom/Wien.Pilastro, am Rande der mittelitalienischen Stadt Bologna, hat keinen guten Ruf. In der Hochhaussiedlung herrschen Gewalt und Drogenhandel, die Polizei geht ein und aus. Durch Pilastro spazierte zu Wochenbeginn Matteo Salvini mit einem Tross Journalisten – und der 61-jährigen Signora Anna, deren Sohn an einer Drogenüberdosis gestorben ist. Vor einem der vielen gleichaussehenden Hauseingängen hielten der Rechtspopulist und seine Delegation. Salvini klingelte. „Hallo, leben hier Dealer?“, rief er in die Gegensprechanlage hinein.
In der besagten Wohnung lebt aber kein Dealer. Sondern eine Familie aus Tunesien. Der 17-jährige Sohn geht in die Schule, er ist begeisterter Fußballer. Über eine Verbindung zur Drogenkriminalität ist nichts bekannt. Verwirrt und wütend war man über den unangekündigten Besuch. Der Fall schlug hohe Wellen: Vater und Sohn verklagten Salvini. Regierungsparteien sprachen von „Methoden wie im Faschismus“. Und Tunesiens Botschafter beschwerte sich über die Behandlung von Tunesiern.
Sardinen am Salvini-Strand
Salvini indes genießt den Empörungs-Effekt seiner jüngsten Show. Denn der „Capitano“, wie der Lega-Chef von Anhängern genannt wird, hat im Endspurt des Wahlkampfs um die „rote“ Emilia Romagna wieder einmal die ganze Aufmerksamkeit für sich. Das wird ihm am Sonntag wohl zusätzliche Stimmen bringen, wenn in der zentral-italienischen Region sowie im südlichen Kalabrien gewählt wird.