Ex-EU-Beamter unter Verdacht der Spionage

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ermittelt laut mehren Medien gegen drei Personen wegen Spionage für China.
Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ermittelt laut mehren Medien gegen drei Personen wegen Spionage für China. APA/AFP/dpa/ULI DECK
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Der ehemalige Leiter der EU-Vertretung in Deutschland, Gerhard Sabathil, soll Informationen an China weitergeleitet haben.

Karlsruhe. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ermittelt laut mehren Medien gegen drei Personen wegen Spionage für China. Sicherheitsbehörden sollen Wohnungen und Büros in Berlin, Brüssel, Baden-Württemberg und Bayern durchsucht haben. Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht laut der Brüssler Nachrichtenplattform Politico der ehemalige EU-Diplomat Gerhard Sabathil. Der stets umtriebige Deutsche mit ungarischen Wurzeln arbeitete in der EU-Kommission in Brüssel sowie in den EU-Botschaften in Südkorea, Norwegen und Island. Zwischen 2004 und 2008 leitete er die EU-Vertretung in Berlin.

Sabathil ist heute Leiter des Büros der Lobbyagentur Eutop in Brüssel. Laut dem „Spiegel“ dürfte er die beiden anderen Verdächtigen angeworben haben, wovon einer nie aktiv wurde. Es gebe Hinweise, dass aus diesem Kreis einem chinesischen Führungsoffizier Informationen zugespielt wurden. Worum es dabei ging, ist unbekannt. Über seine Agentur dementierte Sabathil, der mit einer Chinesin verheiratet ist, jegliche Spionagetätigkeit.

Erste Probleme 2015

In Brüssel gibt es bereits seit Längerem den Verdacht, dass die EU-Institutionen mit chinesischen Spitzeln infiltriert wurden. Sabathil kam laut Politico bereits während seiner Tätigkeit in Seoul in den Fokus interner Untersuchungen. Kurz nachdem er den Posten 2015 übernommen hatte, wurde er zurückberufen, weil es Probleme mit seiner Sicherheitsüberprüfung gab. Damals sei der Verdacht aber nicht öffentlich gemacht worden, heißt es vom Auswärtigen Dienst der EU.

Sabathil hat sich ein Netzwerk mit hohen EU-Beamten und EU-Abgeordneten aufgebaut und ist über aktuelle Entwicklungen in der EU stets bestens informiert. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2020)

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