Gebrauchsdesign darf auch schön sein.
Nun stehen sie in der Büroküche, die neuen Trennmistkübel. Die Behälter sind aus grauem Kunststoff mit knallrotem, signalgelbem oder schwarzem Deckel. Rot für Papier, Gelb für Dosen und Schwarz für den Restmüll. Icons und Schrift geben den Inhalt an, so weit, so gut. Doch der Anblick schmerzt. Freilich kann man nun den Müll in die richtige Tonne werfen (was für manche dennoch eine Herausforderung zu sein scheint), aber man fragt sich: Warum wurde bei der Gestaltung die ästhetische Überlegung ausgeblendet? Denn die Kübel sehen aus, als wären sie überdimensioniertes Billigspielzeug: bunt, Plastik, abgerundete Ecken.
Gestaltung kann cool, elegant oder schick sein, auch wenn sie der Funktion folgt? Weit gefehlt. Anscheinend hat im Gebrauchsdesign wieder der gesiegt, der Ästhetik für Gefühlsduselei hält. Doch letztlich zählt ein Argument für die Schönheit: Man fühlt sich mit ihr einfach besser.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2020)