„Die Presse" begleitet die neuen Mandatare Corinna Scharzenberger (ÖVP), Max Lercher (SPÖ), Michael Schnedlitz (FPÖ), Sibylle Hamann (Grüne) und Fiona Fiedler (Neos) ein Jahr lang durch ihren Alltag im Nationalrat. Hier der dritte Teil.
Wiedersehen im Café Prückel. Was sich seit dem letzten Treffen geändert hat: Sibylle Hamann ist nun Bildungssprecherin und damit quasi das Gegenüber des ÖVP-Bildungsministers. Hamann erklärt, wie (auch indirekte) Macht das Leben verändert und warum sie weder Kopftücher bei jungen Schülerinnen noch Verbote noch das Wort „Brennpunktschule“ mag.
Frau Hamann, da Sie seit kurzem offiziell Bildungssprecherin sind: Wo stehen Sie in der Causa Wiesinger? Auf Seiten des Ministeriums oder teilen Sie die Position der Ex-Ombudsfrau, die in ihrem neuen Buch mit dem Ministerium abgerechnet hat?
Ich habe keine Seite. Ich weiß ja nicht, was sich im Ministerium abgespielt hat. Ich habe Wiesingers Bücher gelesen. Unabhängig vom Tonfall, der mir schon beim ersten Buch nicht gefallen hat, weil er sehr generalisierend und sensationsheischend war, muss man sehr ernst nehmen, was sie da beschreibt. Nur will ich nicht dieses „Wer ist schuld“-Spiel betreiben. Mir ist völlig egal, wer an den Zuständen schuld ist. ÖVP, SPÖ, egal. Wir Grünen kommen von außen und wollen etwas verändern. Zum Beispiel mit dem 100-Schulen-Programm, das gut zum Befund von Wiesinger - zu den abgehängte Gruppen, den verdrängten Mädchen - passt. Darf ich das kurz näher erklären, denn das ist eine wirklich tolle Idee?
Da geht es um die Brennpunktschulen.
Das Wort mag ich nicht.