Interview

Germanistin Silvia Demmig: "Zweisprachige Schulen für alle"

Bilingual unterrichtete Kinder erreichen ein höheres Sprachniveau als Kinder im monolingualen System.
Bilingual unterrichtete Kinder erreichen ein höheres Sprachniveau als Kinder im monolingualen System. (c) Reuters, Hannibal Hanschke
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Die Didaktikerin und Germanistin Silvia Demmig kritisiert die Verknüpfung von Politik und Sprache. Bestes Mittel zur Sprachförderung von Kindern seien bilinguale Schulen.

Die Presse: Was halten Sie von Deutschförderklassen?

Silvia Demmig: Ich bin gegen eine segregierende Förderung. Kinder aus den Klassen herauszunehmen und getrennt zu unterrichten ist Unsinn. Eine Motivation, Deutsch zu lernen, speist sich bei Kindern ja gerade aus dem Miteinander. Generell haben wir aber zu wenig Ergebnisse in Bezug auf Sprachförderung, und die Spracherwerbsforschung sagt, wir arbeiteten in eine Blackbox hinein. Was in der Debatte in jedem Fall verloren geht, ist der Blick auf Mehrsprachigkeit und auf Österreich als ein mehrsprachiges Land. Deutsch soll nicht als einzige Sprache Maßstab sein und immer im Vordergrund stehen.

Mehrsprachigkeit und Migrationshintergrund werden oft als Grund für schlechtes Abschneiden bei den Pisa-Lesestudien genannt.

Diesen Fehlschluss gab es in Deutschland auch lang. Im Nachhinein musste man das revidieren. Schuld am schlechten Abschneiden war nicht der Migrationshintergrund, sondern die bildungsferne Situation der Eltern. Es handelt sich nicht um ein Migrationsproblem, sondern um ein soziales Problem. Und das scheint es in Österreich auch zu sein. Bildung wird hier immer noch stark vererbt.

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