Maximal sieben Kinder: Mehr Personal im Kindergarten gefordert

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Kindergartenvertreter wollen eine massive Aufstockung an Personal. Ein Problem: Viele ausgebildete Pädagoginnen wählen andere Berufe.

Der Österreichische Berufsverband der Kindergarten- und HortpädagogInnen (ÖDKH) will die Zahl der Kinder pro pädagogischer Kraft in elementaren Bildungseinrichtungen auf sieben begrenzen. Anlässlich des "Tags der Elementarbildung" am heutigen Freitag wurde daher die Kampagne "7 Kinder sind genug" gestartet. Problem: So viele Kindergartenpädagogen gibt es derzeit nur auf dem Papier.

Für die Realisierung dieses Vorhabens bräuchte es in etwa zwei Drittel mehr pädagogisches Personal in den Kindergärten, so ÖDKH-Vorsitzende Raphaela Keller bei einer Pressekonferenz. Derzeit sind Gruppengrößen und die Zahl des Betreuungspersonals Ländersache. In Wien sind etwa Kindgartengruppen bis zu 25 Kindern erlaubt, für diese sind mindestens eine pädagogische Vollzeitkraft und eine Assistenzkraft (Teilzeit) vorgeschrieben.

Praktisch keine Reserven

Schon jetzt gebe es aber praktisch keine Reserven für Krankenstände, Urlaube und Weiterbildung, monierte Keller. Dazu kommt noch, dass die Öffnungszeiten der Einrichtungen immer weiter ausgebaut werden. Für eine Aufstockung des Personals gebe es zwar theoretisch genug ausgebildete Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen. "Die sind halt nur nicht im Beruf." Derzeit würden nur 20 bis 30 Prozent der an den Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) an den Bildungsanstalten für Elementarpädagogik (BAfEP) Ausgebildeten tatsächlich im Kindergarten arbeiten, bei den Kolleg-Absolventen sind es immerhin 80 Prozent.

Als Grund sieht Keller auch den Praxis-Kontakt an den BAfEPs: "Die jungen Leute erleben halt in ihrer fünfjährigen Ausbildung die derzeitigen Defizite mit. Sie sehen eben, dass das, wofür sie ausgebildet werden, in der Praxis oft nicht umgesetzt werden kann." An den Kollegs seien die Schüler schon älter und wüssten eher, was auf sie zukommt. "Wir erleben immer wieder, dass Höchstzahlen überschritten werden, wochenweise, tageweise, stundenweise. Das erhöht natürlich den Lärmpegel und bedeutet Stress für Kinder wie Pädagoginnen."

Im Regierungsprogramm sieht Keller durchaus gute Ansätze: "So oft ist Elementarbildung noch nie vorgekommen. Warten wir ab, was umgesetzt wird." So sei etwa der verstärkte Fokus auf die Kollegs zu begrüßen. "Irritierend" sei dagegen die erneute Ankündigung eines Bildungs-Rahmenplans. "Es gibt ja schon einen. Was fehlt, ist ein Strukturrahmenplan für alle Einrichtungen."

Gleiche Qalität in Österreich

Anlässlich des Tags der Elementarbildung hat der ÖDKH vom Meinungsforschungsinstitut Integral die Einstellung von 1000 Personen zwischen 16 und 69 Jahren zum Thema Kindergarten online abfragen lassen. Demnach sprechen sich knapp 90 Prozent dafür aus, dass der Bund per Gesetz und der entsprechenden Finanzierung in ganz Österreich eine gleich hohe pädagogischer Qualität ermöglicht. Drei Viertel wollen auch in den Randzeiten in der Früh und am Abend eine pädagogische Kraft in der Gruppe sehen. Keine Mehrheit (45 Prozent) gibt es dagegen für den Wunsch nach einer universitären Ausbildung der pädagogischen Kräfte in den Kindergärten.

(APA)

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