Kolumne zum Tag

Vorrang für Lego-Radfahrer

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Ein dänischer Vater kämpft derzeit darum, dass Lego die Straßenplatten-Klassiker in die Gegenwart holt und ihnen neben den Fahrbahnen für Autos auch Radwege verpasst.

Playmobil oder Lego? Natürlich haben viele Kinder von beidem etwas, aber irgendwann tendieren sie eher zu Legoburgen und -robotern oder wünschen sich Playmobil-Piratenschiffe und Hochzeitslimousinen (jawohl, gibt es, haben wir, mit Konservendosen, die am Auspuff hinterherschleifen). Ich war ein Playmobilkind, das die Lego-Nachbarbuben beneidet hat, die aus den grauen Straßenplatten ganze Städte bauen konnten. Das erzähle ich Ihnen deswegen, weil ein dänischer Vater derzeit darum kämpft, dass Lego diese Straßenplatten-Klassiker in die Gegenwart holt und ihnen neben den Fahrbahnen für Autos auch Radwege verpasst. Denn die fehlen nach wie vor. Lego verweigert dies bisher mit dem Hinweis darauf, dass man weltweit auf dem Markt sei und Radwege in den Ländern unterschiedlich farblich gekennzeichnet sind. Man will also die Kinder nicht verwirren. Überzeugt mich nur so mittel, dieses Argument. Denn wenn man sich anschaut, welche Fantasiekonstrukte Kinder aus Lego erbauen und über die biederen grauen Straßenplatten fahren lassen, wenn man sieht, wie problemlos Kinder My-Little-Pony-Ponys oder Schleich-Dinos in die Legowelt integrieren, scheint mir die möglicherweise nicht ganz akkurate Farbe der Radwege nicht das größte Realitätsproblem zu sein.

Radwege wären eigentlich sowieso nur der Anfang. Könnte, sagen wir, Wien Neubau die Straßenplatten neu gestalten, müsste Lego Klimastraßen, Begegnungszonen, Tempo-30-Schilder, Nebelduschen und lustige Sitzgelegenheiten (ohne Konsumzwang!) in Miniaturform entwickeln. Wobei: Dass Lego aus Plastik ist, ist natürlich auch hinterfragbar. Einerseits. Andererseits hält es wirklich ewig, das Kind hat so in etwa 100.000 Legosteine aus den 1980ern geerbt, die allesamt in tadellosem Zustand sind. Zerstören kannst du die praktisch nicht. Selbst wenn du sie unabsichtlich zertrampeln willst, bricht eher dein Mittelfußknochen als so ein kleiner rechteckiger Legostein. Das ist vielleicht auch der große Vorteil an Playmobilkindern: Über ihr Spielzeug zu stolpern tut nicht ganz so weh.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2020)

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