Was soll man über eine europäische Hauptstadt denken, in der man die Abscheu vor digitaler Zahlung stolz vor sich herträgt?
"Cash Only. Wir akzeptieren nur Barzahlung" ist auf dem Schild am Kaffeehaustisch zu lesen. Dazu die Symbole verschiedener digitaler Zahlungsmittel fein säuberlich durchgestrichen. In einem Café in der Wiener Innenstadt.
Ein Würstelstand am anderen Ende des Zentrums einer 1,8-Millionen-Stadt. Das gleiche Bild. Nur Bargeld. Als wäre digitales Geld eine Krankheit, die man sich ja nicht eintreten will.
Eine Trafik in Wien. Zahlungen mit Karte sind möglich. Ab einem Mindesteinkauf von 10 Euro. Wer eine Zeitschrift um 7,80 Euro mit Karte bezahlen möchte, wird weggeschickt.
In jedem finnischen Provinznest kann man ein einzelnes Bier am Kiosk eines Musikfestivals mit Karte bezahlen. Pommes Frites in den Niederlanden werden natürlich digital abgerechnet. Selbst in schummrigen Touristenshops in Ägypten wird ganz selbstverständlich das digitale Lesegerät geholt, wenn man gerade überteuerte ätherische Öle gekauft hat.
Wien ist anders. So lautete ein Claim der Touristenwerbung. Ja, Wien ist aus Sicht des digitalen Zahlungsverkehrs anders. Ein Schild, mit dem man die Abscheu vor digitaler Zahlung vor sich herträgt, ist ein Armutszeugnis. Wien, eine Stadt, in der es offenbar immer noch zum guten Ton gehört, den Wandel als Niedergang zu verstehen.