Kabarett: Aus dem Stegreif Fake News zerfleddern

Anita Zieher (rechts) und Magda Leeb.
Anita Zieher (rechts) und Magda Leeb.(c) Anna Stöcher
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Zieher und Leeb improvisieren sich im aktuellen Programm „Fake Off!“ durch die lustigsten Schlagzeilen des Tages.

Manch Theater- oder Kabarettbesucher schätzt vor allem die nicht geplanten Hoppalas, die bei einem Bühnenstück passieren. Wenn eine Requisite kaputt geht oder ein zu spät kommender Zuschauer den vorgegebenen Ablauf stört, entstehen spontane Szenen, die die Zuschauer oft mehr erheitern, als lang durchdachte dramaturgische Einfälle der Künstler. Bei Impro-Kabarett besteht der ganze Abend aus unvorhergesehenen Dingen: Zurufe aus dem Publikum sind ausdrücklich erwünscht – zumindest dann, wenn danach gefragt wird. Anita Zieher und Magda Leeb stehen seit vielen Jahren als Impro-Duo auf heimischen Kleinkunstbühnen, für ihr aktuelles Stück „Fake Off!“ haben sie im Theater an der Gumpendorferstraße (TAG) eine Heimat gefunden, die keine klassische Kabarettbühne ist.

Dafür bietet das TAG den Impro-Künstlerinnen eine angenehme Abwechslung, denn sie spielen immer in dem jeweils aktuellen Bühnenbild des laufenden Theaterstücks. Beim Besuch der „Presse“ im Jänner war dies eine Adaptation von Gerhard Hauptmanns „Die Ratten“, ab Februar wird Mara Mattuschkas Interpretation von „Dorian Gray“ das Bühnenbild des Abends vorgeben.

„Fake Off!“, nicht zu verwechseln mit „F*ck Off!“, ist als Aufdecker-Show angekündigt, aber besticht vor allem durch die kreative Spiellust der gut miteinander eingespielten Freundinnen Zieher und Leeb. Sie beginnen das Stück mit der direkten Anrede der Zuseher: Welche Schlagzeilen des heutigen Tages sollen die Kabarettistinnen auf ihren Fake-Gehalt prüfen, um die Welt vor Halbwahrheiten zu schützen? Dass das Programm schon seit einiger Zeit gespielt wird, bemerkt man vor dem Start, wenn Stammgäste mit den Sitznachbarn besprechen, welche Schlagzeilen denn heute lustig wären auf der Bühne. Wie bei allen Impro-Shows ist also jeder Abend eine Premiere, und jede Stückkritik zugleich eine Premierenkritik.

Nach den Vorlagen aus dem Publikum krempeln Zieher und Leeb die Ärmel hoch und basteln mit Klavierbegleitung von Katrin Weber ein spontanes Sketch-Potpourri, das an Kurzweiligkeit schwer zu übertreffen ist. Die 75 Minuten ohne Pause vergehen zu schnell, wenn Kurz und Kogler, sowie Harry und Meghan impersoniert werden, wenn die Landwirtschaftsministerin einen Schneemann ohne Schnee bauen muss oder ein sexistischer Chefredakteur von seiner Untergeben vor Gericht zitiert wird. Durch pantomimisch angedeutete Requisiten und eine für jede Figur typische Körpersprache erkennt der Zuschauer schnell, wer wer ist und welcher zuvor begonnene Sketch nun weitergeht. Die Schnitte zwischen den Szenen werden im Laufe des Stücks immer fließender, die Szenen immer flotter, und den Zuschauern merkt man an, dass sie nach dem Finale gerne noch mehr gesehen hätten.

Termine auf https://www.zieherundleeb.com/termine/

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