Nicht nur Schüler, auch die Direktorin berichtet von positiven Rückmeldungen. Der Theaterverein kritisiert den Minister.
Nicht nur Schülervertreter haben das Flüchtlings-Rollenspiel "Projekt Migration erleben" des "Theatervereins Ansicht" verteidigt, das zu Wochenbeginn an einer AHS in Wien-Währing stattgefunden hat und das am Donnerstag vom Bildungsministerium gestoppt wurde. Auch die Direktorin berichtet von "sehr vielen positiven Rückmeldungen von Eltern und Schülern", Beschwerden habe es bisher nicht gegeben.
Eltern von Schülern aller Altersklassen hätten sie in ihren Zuschriften bestärkt, weiterhin Projekte an der Schule durchzuführen, so die Schulleiterin. Auch die meisten Lehrer würden hinter dem Projekt stehen. Sie möchte auch in Zukunft externe Vereine an die Schulen holen, immerhin sei Unterricht viel mehr als nur die Vermittlung von Sachwissen.
Unterstützung kam am Freitag auch vom Elternverein der Schule. Man habe bisher noch keine Beschwerde erhalten, wird der Vorsitzende in "Heute" zitiert. Das Projekt sei außerdem davor im Schulgemeinschaftsausschuss von Schüler-, Eltern- und Lehrervertretern beschlossen worden.
Erleben, wie sich Migration anfühlt
Bei dem von einem Team aus Schülern und Lehrern mit dem Theaterverein entwickelten "interaktiven Planspiel" sollten Schüler zwischen zwölf und 18 erleben, wie sich Migration anfühlt. Dafür wurden sie mit einem vorübergehenden Pass ausgestattet. Das Schulhaus wurde zum fiktiven Land samt Fantasiesprache, in dem die Jugendlichen mehrere Stationen passieren mussten. Das Projekt wurde mit den Schülern auch nachbesprochen.
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hatte nach Medienberichten, laut denen einzelne Schüler das Rollenspiel als Psychoterror erlebt hätten, das Projekt "mit sofortiger Wirkung eingestellt" und eine "Untersuchung zu den Vorfällen" gemeinsam mit der Bildungsdirektion angekündigt. Der Aktionstag wurde allerdings ohnehin erst einmal durchgeführt.
Theaterverein ist verwundert
Der "Theaterverein Ansicht" zeigte sich am Freitag in einer Aussendung verwundert über die Ankündigung des Ministeriums. "Warum dreht ein Minister ein Projekt ab, ohne sich zu erkundigen, was tatsächlich vorgefallen ist, also basierend auf falschen Presseberichten?" Die Proponenten stellen außerdem infrage, wieso "sowohl die öffentliche Meinung als auch die Entscheidungsträger die zahlreichen positiven Rückmeldungen zu dem Aktionstag" ignoriert würden.
Die Bundesjugendvertretung (BJV) appellierte in einer Aussendung, rasch den angekündigten Kriterienkatalog für externe Fachkräfte und Vereine umzusetzen. "Bei jedem strittigen Thema sofort eine neue Diskussion über ein Verbot zu führen bringt uns hier nicht weiter. Es besteht die Gefahr, dass sich Bildungseinrichtungen immer mehr abschotten", kritisiert BJV-Vorsitzende Caroline Pavitsits und betonte gleichzeitig den potenziellen Mehrwert externer Angebote. "Es wäre ein wesentlicher Verlust, wenn externe Angebote generell keinen Zugang mehr zu Bildungseinrichtungen haben."
(APA)