"USA bewegen sich auf griechische Verhältnisse zu"

"USA bewegen sich auf griechische Verhältnisse zu"(c) EPA (Orestis Panagiotou)
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US-Ökonom Paul Krugman hat die straffe Geldpolitik der Europäer kritisiert. Nun warnen im Gegenzug deutsche Experten vor der Schuldenpolitik der USA: Krugman "gieße Öl ins Feuer, um den Brand zu löschen".

Am Montag hat US-Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman in einem Interview mit dem "Handelsblatt" vor einem Rückfall in die Rezession gewarnt. Seine Empfehlung: Mehr schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme. Nun widersprechen deutsche Ökonomen heftig. Sie verteidigen die europäische Stabilitätspolitik.

"USA bewegen sich auf griechische Verhältnisse zu"

Klaus Zimmermann, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), warnt davor, der Schuldenpolitik der USA auch nur ansatzweise zu folgen, berichtet das "Handelsblatt Online". Deutschland und Frankreich seien "Ankervolkswirtschaften" des Euro. "Schwächeln sie durch Überschuldung, dann ist der Euro erst recht in Gefahr - Griechenland lässt grüßen", sagt Zimmermann.

Und: "Dagegen bewegen sich die USA in ihrem Ausgabenverhalten auf griechische Verhältnisse zu, das ist kein gutes Referenzmodell". Nur die Sonderrolle der USA aufgrund ihrer wirtschaftlichen Größe, politischen Stärke und ihrer wirtschaftlichen Dynamik ermögliche es, die US-Defizitkultur länger zu pflegen, ohne von den Märkten dauerhaft abgestraft zu werden, meint der Ökonom.

Krugman "gießt Öl ins Feuer, um Brand zu löschen"

Die Welt brauche nicht weniger, sondern mehr schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme, hatte Krugman gesagt. "Die Deutschen und Franzosen hassen es, auch nur kurzfristig Defizite hinzunehmen, sie hassen eine lockere Geldpolitik, klammern sich an jeden Vorwand, um dagegen zu sein", so Krugman.

Doch auch Thorsten Polleit, Chefökonom bei Barclays Capital, widerspricht Krugman, wie "Handelsblatt Online" berichtet. Er warnt vor dessen "ökonomischen Irrlehren". Würde diesen gefolgt, sei das "ruinös für das Gemeinwesen". Die aktuelle Krise sei das Ergebnis chronischer Schuldenmacherei der Staaten, begleitet von einem "Geldschaffen aus dem Nichts" durch die Zentralbanken. Sein Schluss: "Noch mehr Staatsverschuldung und noch mehr Geldvermehrung, wie Professor Krugman empfiehlt, kämen einer Politik gleich, die Öl ins Feuer gießt, um den Brand zu löschen".

(Red.)

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