Bilder der Groteske

„Das Narrenschiff“, eine Künstlerkommune am Newski-Prospekt, war ein Laboratorium der Moderne. Olga Forschs lang verschollener Roman dokumentiert wach und ernüchtert das Lebensgefühl der Intellektuellen im alten Sankt Petersburg in den ersten Revolutionsjahren.

In der Sowjetunion galt sie als renommierte Autorin historischer Romane, nicht als Dissidentin. Olga Forsch war der gefährliche Balanceakt gelungen, einen Weg als Schriftstellerin zu finden, der nicht im Widerspruch zum sozialistischen Realismus stand, dessen Vorgaben das kulturelle Leben ab 1934 allumfassend kontrollierten. „Das Narrenschiff“ war ihr dritter Roman, er erschien 1930 und erlebte erst lang nach dem Tod der 1961 verstorbenen Autorin 1988 eine Neuauflage.

Das Buch dokumentiert das Lebensgefühl der Intelligenz des alten Sankt Petersburg in den Jahren nach der Revolution, und es enthüllt die gut verborgene künstlerische Identität der Autorin jenseits ihrer scheinbaren intellektuellen Unterordnung: Sie offenbart sich hier als wache und ernüchterte Diagnostikerin ihrer Zeit, die hautnah miterlebte, was es bedeutete, gegen den hohen Wellengang einer machtvollen Brandung schwimmen zu wollen, die sich auf die russischen Intellektuellen zubewegte und nicht wenige von ihnen vernichtete.

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