Literatur

Hans Eichhorn: Schritt in keine Richtung

Poetisch, selbstreflexiv, gesellschaftskritisch und humorvoll. Hans Eichhorn, Berufsfischer und Schriftsteller.
Poetisch, selbstreflexiv, gesellschaftskritisch und humorvoll. Hans Eichhorn, Berufsfischer und Schriftsteller.(c) Joe Bogner
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In seinem Roman „FAST das Große Haus“ beschreibt Hans Eichhorn das Scheitern des Erzählers, seiner eigenen Figuren habhaft zu bleiben. Sie verschwinden ins Ungewisse, während sich die Weltprobleme im Text zu Wort melden.

„Großes Haus“ heißt das titelgebende Projekt und der zentrale Sehnsuchtsort in Hans Eichhorns neuem Roman. Ziel dieses Projekts ist der Um- oder Neubau eines Hauses an einem Berghang mit Seeblick, das Arbeits- und Wohnhaus zugleich sein soll. Gedacht als „Multiplex-Komplex“ soll es zudem ein Atelier, ein Museum und eine Bibliothek beherbergen. Doch außer Engelberts Vorstellungen und einem Erbgrundstück, auf dem das Haus errichtet werden könnte, existiert nichts davon: weder konkret ausgeführte Pläne, Gutachten, Ausschreibungen oder Anbote noch das dazu notwendige Geld. Während Engelbert verzweifelt-skurrile Briefe an einen möglichen Geldgeber schreibt und beinahe bei den Reportern ohne Grenzen anheuert, versucht seine Partnerin Klara durch ihre Arbeit und pragmatische Anregungen das gemeinsame Projekt zu unterstützen.

Es wäre jedoch zu einfach zu behaupten, „FAST das Große Haus“ sei die Geschichte von Engelbert und Klara, die versuchen, das Bauprojekt Großes Haus zu verwirklichen. Denn jede Frage nach den genaueren Zusammenhängen würde ins Leere laufen: Wer ist Engelbert? „Engelbert ist fünfzig Jahre alt. Er weiß noch immer nicht, wo sich sein Impfpass befindet.“ Und wer ist Klara? Klara bleibt „im Unbestimmten“. Klara, die vom Projekt Abstand nimmt und Engelbert verlässt, geht im Laufe der Geschichte auch als Figur verloren – der Erzähler kann sich nicht einmal mehr an ihr Gesicht erinnern. Was bleibt, ist ihr Name, aber auch der ist nicht sicher: Er könnte genauso gut Karla lauten. Überhaupt sind die Identitäten der Figuren nicht eindeutig: Klara/Karla und Engelbert, so wird an anderer Stelle behauptet, seien eigentlich eins, und auch die Grenzen zwischen Engelbert und seinem Erzähler verschwimmen zusehends.

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