Flirrend, sinnlich: Debussys „Prélude“, meisterlich gespielt

(c) Wiener Konzerthaus
  • Drucken

Das Orchestre National de France brachte im Konzerthaus auch Ravel und Bartók.

Es ist ein heikles Unterfangen, ein Konzert mit einem so fragilen Stück wie Debussys „Prélude à l'après-midi d'un faune“ zu starten. Zehn Minuten flirrende Stimmungsmusik, irreal, sich verlierend in Träumen und Visionen, so exotisch wie sinnlich. Zugleich eine kapitale Herausforderung für die Interpreten, auf dem von Ganztonleitern und Pentatonik gezeichneten Weg zu bleiben, wo das alte Dur-Moll-System nur noch als Schablone funktionslos mitspielt.

Dem Orchestre National de France gelang eine Modellinterpretation. Und das unter Umständen, wie sie eben auch zum Tournee-Alltag gehören: Auf der Reise war Chefdirigent Emanuel Krivine abhandengekommen, in Salzburg sprang Lionel Bringuier ein, nun in Wien der dreißigjährige Schweizer Lorenzo Viotti. Ein Glücksfall. Er präsentierte sich als ein Orchesterleiter, der bei aller Bescheidenheit stets weiß, worum es geht. Eine stille Autorität, ganz ohne Allüren, aber mit Emotion, Intellekt und handwerklichem Können, die ohne falsche Demut versucht zu erreichen, was möglich ist. Und das war beim „Faun“ verdammt viel: instrumentale Fertigkeit in allen Orchestergruppen – brillant die Soloflöte (keusch, ohne viel Vibrato und doch ausdrucksvoll), nachdrücklich die Solooboe (wiewohl es sich in Wien nicht geziemt, die französische Oboe zu loben). Viotti zauberte dazu Atmosphären und diskrete Strukturen, denn motivische Arbeit gibt es bei diesem Debussy nicht mehr.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.