Philharmoniker

Ball mit himmlischer Prinzessin

Im Großen Musikvereinssaal feierten die Wiener Philharmoniker (am Samstag, folgt der Techniker Cercle).
Im Großen Musikvereinssaal feierten die Wiener Philharmoniker (am Samstag, folgt der Techniker Cercle).(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Das Orchester feierte das 150-Jahr-Jubiläum des Musikvereins mit Isabel Karajan und einer Königstochter Thailands.

„Ohne Sorgen“ wurde im Musikverein prunkvoll gefeiert. Zumindest hieß so die Polka, zu der die Jungdamen und Jungherren den 79. Ball der Wiener Philharmoniker eröffneten. Und zu Tritsch Tratsch-Polka und Kaiser-Walzer konnte man mit einer echten Prinzessin aufwarten.

Sirivannavari Nariratana, seit der Krönung ihres Vaters im Mai 2019 zum thailändischen König selbst im höchsten Rang einer „himmlischen Prinzessin“, wagte sich mit Philharmonikervorstand Daniel Froschauer sogar aufs Tanzparkett. Dabei hatte sie kurz zuvor, beim Warten auf den Einzug in den gedrängten Brahmssaal, noch erstaunt auf die Frage reagiert, ob sie Ballerfahrung habe. Nein, erklärte sie, sie sei eher in der Mode zu Hause. Die 33-Jährige hat eine eigene Designlinie und ist daneben Dressurreiterin (Pferd: Prince Charming). Nebenher ist sie auch Schirmherrin des Royal Bangkok Symphony Orchestra, das seit den Feierlichkeiten im Vorjahr anlässlich der 150-jährigen Beziehung zwischen Thailand und Österreich mit den Philharmonikern kooperiert. Von der Prinzessin komponierte Musik wurde auch schon gespielt.

Höchstem Musikadel entstammte der zweite hohe Gast, Schauspielerin Isabel Karajan. Die Tochter des Dirigenten ist das Patenkind der Wiener Philharmoniker. Sie war schon tags zuvor zur Präsentation des neuen Buchs über „Herbert von Karajan und die Wiener Philharmoniker“ gekommen, und tanzte dann mit Tubist Paul Halwax, dem amtsführenden Ballchef. Die Opernballorganisatorinnen a. D. Elisabeth Gürtler, Desirée Treichl-Stürgkh und (bald) Maria Großbauer feierten ungezwungen und pflichtenlos, wie auch der Life Ball-lose Gery Keszler.

Übrigens: Auch das Ball-Komitee der Philharmoniker gibt es nicht mehr, Richard Strauss-Urenkelin Madeleine Rohla-Strauss genoss den Abend ohne offizielle Aufgabe, während Ehemann Martin Rohla experimentierte, wie viele Gäste sich in einer Loge unterbringen lassen (u. a. Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger, Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer, Tobias Moretti und Salzburgs Festspiel-Protokollchefin Suzanne Harf). Auch deren Präsidentin Helga Rabl-Stadler war gekommen, wie auch Sänger Michael Schade, Pianist Rudolf Buchbinder, Komponistin Alma Deutscher oder Kunstexpertin Agnes Husslein.

Wer gehofft haben mochte, im Gewurl mit dem einen oder anderen neuen Minister ins Gespräch zu kommen, der wurde indes enttäuscht. Einzig die Grüne Ulrike Lunacek war von Seiten der neuen türkisgrünen Regierung in ihrer Funktion als Kulturstaatssekretärin gekommen, Kanzler und mehrere Minister weilten weiter westwärts in Kitzbühel oder Davos.

Mit dabei waren hingegen Altbundespräsident Heinz Fischer, von der ÖVP Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer, EU-Abgeordneter Othmar Karas und Ex-Vizekanzler Wilhelm Molterer, ansonsten etwa US-Botschafter Trevor Traina oder Siemens-Chef Wolfgang Hesoun.

Zur Musik gefeiert wurde die ganze Nacht im ganzen Haus. Im dunklen, atmosphärisch dichten Makart-Atelier. In der neuen, kleinen Piano Bar, wo früher der Heurige war. Der residiert nun in einem Zelt vor dem Gebäude, aus dem bis in die Morgenstunden Volksmusik zu hören war. Und in der Disco, etwa zu Cordula Grün, samt passendem Refrain: Ich hab dich tanzen gesehn.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2020)

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