Gibt es das überhaupt, das richtige Gedenken, die passenden Worte? Angesichts des unfassbaren Verbrechens, das wir mit dem Namen Auschwitz verbinden? Es gibt Opfer, Täter und so viel dazwischen. Erinnerung in besorgniserregenden Zeiten.
Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde!“ Denn das Gedächtnis der Menschheit sei erschreckend kurz, schrieb Bertolt Brecht. Die Befürchtung des Dichters scheint sich in der Gegenwart nicht zu erfüllen. Nicht was das Gedenken an den nationalsozialistischen Völkermord an den Juden betrifft.
Die Vergegenwärtigungsriten der Gedenkkultur halten die Erinnerung wach, mit ihren Jahrestagen, Publikationen, Reden, Appellen, Versammlungen. Zur 75. Wiederkehr der Befreiung des größten nationalsozialistischen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Jänner 1945 treffen in diesen Tagen beinahe fünfzig Staatsoberhäupter aus der ganzen Welt zusammen. Man ist sich einig, dass die Erinnerung wachgehalten werden muss, um sich gegen ein Neuerwachen des mörderischen Antisemitismus und Rassismus zu immunisieren.