Unterwegs

Kleine Reisewarnung

Kleine Reisewarnung für unsere Leser: Wer auf Kreuzfahrt geht, kann künftig der Sittenpolizei zum Opfer fallen.

Nein, keine Sorge, es geht nicht um den Klimawandel. Vielmehr findet Carnival Cruise, die weltgrößte Reederei für Lustreisen, Leiberln mit „anstößigem“ Inhalt nicht mehr lustig. Vom Deck verbannt sind T-Shirts mit „unzüchtigen Bildern“, „sexuellen Anspielungen“ und generell allen Sprüchen, die „beleidigen könnten“. Was in Zeiten, in denen jeder Gehör findet, der sich über was auch immer empört, einem Totalverbot gleichkommt. Schon 2018 warf eine englische Airline fröhliche Frauen aus dem Flugzeug, weil sie ihren Junggesellinnenabschied auf Mallorca unter dem Motto „Bitches on tour“ antreten wollten (die Braut sah es als böses Omen und hätte fast die Hochzeit abgesagt).

Ein britischer Fußballfan wurde in den Emiraten eingesperrt, weil er ein Katar-Trikot trug (auf Sympathiebekundungen für den verfemten Nachbarn stehen dort bis zu 15 Jahre Haft). Und lassen Sie sich im Baltikum oder in Indonesien nur ja nicht mit einem Hammer-und-Sichel-Hoodie erwischen! Dort sieht man nämlich bei allen kommunistischen Symbolen rot.

Aber gar keine keck bedruckten Textilien mehr? Gut, auf Promilleperlen wie „Hopfen und Malz erleichtern die Balz“ oder „Wish you were beer“ verzichten wir mit Handkuss.

Doch etwas subtilere Frechheiten wie „Wenn ich du wär, wär ich lieber ich“ oder implizit Selbstironisches wie „Halt den Mund, wenn du mit mir redest“ haben wir doch gern geduldet. Also mach dich locker, du verklemmter Reiseveranstalter, schau einfach weg. Oder wie man auf Baumwolle sagt: „Lies Bücher – keine T-Shirts“.

karl.gaulhofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2020)

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