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Sie hat Regie und Lurch unter Kontrolle

Esther Rauch über ihr Suchtverhalten: „Ich würde eher mit dem Rauchen aufhören als auf Serien zu verzichten.“
Esther Rauch über ihr Suchtverhalten: „Ich würde eher mit dem Rauchen aufhören als auf Serien zu verzichten.“(c) Katharina F.-Roßboth
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Heute startet „Wischen ist Macht“ im ORF. Regisseurin Esther Rauch ist Serien-Junkie und hat ein Faible für Comedy. Im Interview sagt sie, warum sie eine „Rampensau“ ist, was sie von Häppchen-TV hält und wieso sie selbst putzt.

Leicht hat es die Sendracek mit ihrem Putztrupp nicht. Mira hat mehr für High Heels übrig als für Wischlappen. Der selbstverliebte Fernando setzt schleimige Gedichte auf, statt sich um verdreckte Klos zu kümmern. Valentin, der Ex-Bundesheerler, jagt in Partisanenmanier einen Farbtopf in die Luft. Zoe leidet am Asperger-Syndrom. Und dann sitzt der Sendracek auch noch das Finanzamt im Nacken und droht, ihre kleine Putzfirma zuzusperren . . .

Das ist der Nährboden der Comedy-Serie „Wischen ist Macht“, mit der ORF1 ab Montag (21.05 nach „Walking on Sunshine“) auch die jüngere Zielgruppe bedienen will. Keine horizontale Erzählung (die Charaktere hat man schnell durchschaut), dafür in jeder Folge eine abgeschlossene Geschichte in 25 Minuten. „Anscheinend schaut das Publikum Serien immer öfter staffelweise an, dafür werden die einzelnen Folgen immer kürzer“, meint Co-Regisseurin Esther Rauch (sie wechselte sich mit Gerald Liegel ab). „Es gibt sogar Produktionen, deren Folgen nur zehn Minuten lang sind.“ Häppchen-TV, wie es die US-Plattform Quibi plant. „Ich weiß nicht, wie man in so kurzer Zeit eine Geschichte erzählt.“


Assistieren, um zu lernen. Rauch will aber Geschichten erzählen. „Und ich will, dass die Leute anschauen, was ich mache. Ich bin keine Nischenregisseurin, sondern immer eine Rampensau gewesen.“ Eine Eigenschaft, die eher für die Schauspielerei sprechen würde – sie aber wählte die Filmakademie und machte sich danach als Regieassistentin nützlich. „Ich wollte schauen, wie andere Regisseure arbeiten, den Ablauf am Set kennenlernen. Für mich hätte das, was ich an der Filmakademie gelernt hatte, nicht gereicht.“ Dazu gehörte auch der Umgang mit Schauspielern. „Bei einer Serie, bei der sie jeden Tag zwölf Stunden am Set stehen und funktionieren müssen, da lernt man anders mit ihnen umzugehen und auf sie aufzupassen. Weil Schauspieler dazu neigen, sich selbst ständig auszubeuten.“ Rauch assistierte u. a. Wolfram Paulus („Blutsbrüder“), Sabine Derflinger („Vorstadtweiber“, „Anna fucking Molnar“) und bei der internationalen Großproduktion „The Operative“, bevor sie mit „Fahrlässig“ (ORF, 2018) als Regisseurin in ihrem Lieblingsgenre landete: der Comedy. „Meine Richtung ist jedenfalls das humorvolle Erzählen.“ Gelernt hat sie eine Menge in diesen Jahren. Und viel gearbeitet. Hat sie dann auch Zeit zum Putzen? „Ich putze wahnsinnig gern. Vor allem, wenn ich Stress habe. Ich bin ein Kontrollfreak – und da kann ich wenigstens den Lurch kontrollieren.“

Schon lang ist Rauch Serien-Junkie: „Ich würde eher mit dem Rauchen aufhören, als auf Serien zu verzichten.“ Es gebe keine 90er-Jahre-Sitcom, die sie nicht gesehen habe. Allen voran „Roseanne“. „Die habe ich wahnsinnig cool gefunden. Sie war nicht so wie ,Reich und schön‘, sondern sie hatte echte Probleme.“ Und viel Humor.

Für „Wischen ist Macht“ hat die gebürtige Salzburgerin eine Folge auch selbst geschrieben. Es geht um ein Museum für zeitgenössische Kunst, dessen Direktorin den Staatssekretär überzeugen muss, die Förderungen zu genehmigen. „Das kenne ich“, sagt Rauch, deren Mutter das Salzburger Off-Theater Bodi end sole leitet. „Es ist seit 30 Jahren jedes Jahr das Gleiche: Wird es eine Förderung geben? Wie wichtig ist das Theater überhaupt? Hey, Leute: Das ist das einzige Theater in Hallein!“


Strauss trifft auf Neuhauser. Ihre Folge („Ready Made“; 3.2.) sei „die Chance gewesen, einmal über Kunst und Feminismus zu reden“. Und das in Idealbesetzung: Ursula Strauss hat als Sendracek zwar ihre Chaostruppe nicht im Griff, rettet letztlich aber mit der improvisierten Installation einer Vulva aus Putzutensilien das Museum. Adele Neuhauser brilliert in der Episodenrolle als verzweifelte Verteidigerin der Kunst. „Ich wusste nicht, dass die beiden bisher überhaupt erst zwei Szenen miteinander gespielt hatten“, sagt Rauch. „Ich würde gern mit ihnen zusammen etwas machen. Sie sind so unterschiedlich und dabei wieder so auf einer Wellenlänge – das funktioniert fantastisch.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2020)

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