Die Wienerin Helga Pollak-Kinsky hat die KZ Theresienstadt und Auschwitz sowie das Arbeitslager Oederan in Sachsen überlebt. Die erwachsenen Häftlinge in Theresienstadt – die Betreuer der Kinder – hätten, trotz allem, ihr Selbstwertgefühl gestärkt, erzählt sie. Die Rückkehr in das graue Wien war schwer.
Man durfte nicht allein sein. Nun war man ja nicht allein. Zwangsarbeiter und Häftlinge waren zusammengepfercht, zusammengedrängt, aber da ging es um etwas anderes, vielleicht reichen Worte gar nicht aus, um die Suche nach diesem menschlichen Moment zu beschreiben. Helga Pollak-Kinsky sagt: „Sie brauchen immer jemanden. Als Einzelperson überleben Sie das kaum.“ Im Durchgangszimmer wollte sie nicht neben dem Mädchen schlafen, das vermutlich Tuberkulose hatte, Pollak-Kinsky kannte sie noch aus Theresienstadt. Da rief ein Mädchen vom anderen Stockbett: „Kommst du zu mir?“ Man musste ja zu zweit im Bett liegen. Sie war nur etwas älter als Pollak-Kinsky selbst, und sie war sanft zu ihr. „Sie hat mich wirklich betreut wie eine ältere Schwester.“ Sie waren nicht allein.
Es war spät im Jahr 1944, in Oederan, einem Außenlager des KZs Flossenbürg, wo die Minderjährige Helga Pollak Zwangsarbeit verrichten musste.