Auschwitz-Gedenken

UNO-Chef warnt vor "globaler Krise des antisemitischen Hasses"

António Guterres
António GuterresAPA/AFP/CRISTINA QUICLER
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António Guterres verweist bei einer Gedenkfeier für die Opfer des KZ Auschwitz auf das Wiederaufleben von Neo-Nazis und weißen Rassisten.

Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz-Birkenau und anderer Konzentrationslager fand am Samstag in der Park-East-Synagoge von New York eine Gedenkfeier statt, bei der UNO-Generalsekretär António Guterres vor einer "globalen Krise des antisemitischen Hasses" warnte.

Auf der ganzen Welt seien steigende antisemitischer Angriffe zu beobachten, die angesichts des Hasses mehr denn je zuvor Solidarität erforderten, sagte der UNO-Chef vor einer Gruppe Holocaust-Überlebender und deren Nachkommen, sowie Vertretern der vier Siegermächte, Diplomaten und zahlreicher Gäste.

Guterres verwies auf das Wiederaufleben von Neo-Nazis und weißen Rassisten, die im Internet giftige Ideologien verbreiteten. Da die "schrecklichen Details" über das Todeslager Auschwitz bekannt seien, müsse jeder die Lehren aus dem Holocaust neu lernen, damit er sich nie wiederholt.

An der Veranstaltung unter dem Motto "We must Never Forget" (wir dürfen niemals vergessen) nahmen auch Österreichs Ständiger Vertreter bei den Vereinten Nationen, Jan Kickert, und der stellvertretende österreichische Generalkonsul von New York, Thorsten Eisingerich teil.

Rabbiner Arthur Schneier, ein gebürtiger Wiener und selbst Holocaust-Überlebender, würdigte die Rolle der Sowjetunion bei der Befreiung von Auschwitz vor 75 Jahren. Im Unterschied zu vorangegangenen Jahren nahmen an der Feier die Militärattachés der vier Alliierten teil.

"Leider hat sich dieser Krebs weiter verbreitet"

Schneier sagte, alle Holocaust-Überlebende hätten gehofft, der Fluch des Antisemitismus werde sich nicht wiederholen. "Leider hat sich dieser Krebs weiter verbreitet - in Europa, in den Vereinigten Staaten und sogar in New York, der größten jüdischen Gemeinde außerhalb Israels", sagte er.

Schneier erinnerte an die Bluttat in der Synagoge "Der Baum des Lebens" im Oktober 2018 in Pittsburgh, bei der elf Menschen getötet und sechs weitere verwundet wurden. Der Schütze, ein 46-jähriger Einwohner von Pittsburgh, wurde verletzt.

"Gläubige sollten sich nicht davor fürchten müssen, in ihrer Kirche, Moschee, Synagoge oder ihrem Tempel zu beten", sagte Schneier damals auf einer Veranstaltung in New York, an der er als Präsident der interreligiösen Stiftung "Appell des Gewissens" teilnahm. UNO-Generalsekretär Guterres hatte die Versammlung als "United Against Hate" (Einigkeit gegen Hass) bezeichnet.

Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit seien Hassverbrechen gegen die Menschlichkeit, sagte Schneier zur APA. Er selbst sei Opfer der nationalsozialistischen Hassreden und der Enthumanisierung der Juden geworden, die schließlich zur Vernichtung von 1,1 Millionen Menschen in Auschwitz geführt hätten, die meisten davon Juden.

Schneier: "Die jährliche Begehung des Internationalen Holocaust-Gedenktages der UNO ist mein Aufruf an die Jugend und zukünftigen Generationen... Die Vergangenheit kann nicht umgekehrt werden, man muss ihrer gedenken. Heute können wir helfen, die Zukunft für Leben und Frieden zu gestalten".

Im Vorfeld des Holocaust-Gedenktages (27. Jänner) hat die UNO am vergangenen Montag eine Fotoausstellung zum Gedenken an die Befreiung von Auschwitz-Birkenau vor 75 Jahren eröffnet.

(APA)

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