Mit einer neuen Direktorin ist auch die Kunst ins NS-Dokumentationszentrum eingezogen. Die erste Ausstellungs-Intervention kuratierte Nicolaus Schafhausen. Dadurch überlappen sich Zeiten und (Un-)Kulturen.
Wohin man den Kopf auch wendet, verschwimmen hier Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es ist ein seltsamer, jedenfalls bemerkenswerter, beunruhigender Ort, dieses NS-Dokumentationszentrum im Zentrum von München. Der sechsgeschoßige weiße Würfel steht dort, wo einst das ideologische Zentrum des Nationalsozialismus stand, das „Braune Haus“, NSDAP-Parteizentrale am Rand des Königsplatzes. Lange wurde darüber debattiert, was mit dieser Leerstelle des im Krieg zerbombten Hauses geschehen soll. Bis 2005 dauerte die Diskussion. 2015 wurde das NS-Dokumentationszentrum als Lern- und Gedenkraum eröffnet. Begleitet von Debatten über Namen, Leitung, Programmatik.
Einfach war und ist hier gar nichts. Auch nicht die neue Ausrichtung, die von der 2018 bestellten Direktorin, der 1974 in Innsbruck geborenen Mirjam Zadoff, jetzt eingeleitet wurde. Sie bedeutet eine Öffnung, nicht nur in den Medien, mit dem Hereinholen bildender Kunst, sondern auch politisch mit dem Einbinden eines heutigen Rassismus und anderer Kulturkreise. Dabei kommt es nicht zu Gleichstellungen und unpassenden Vergleichen, sondern zu einer intensiven Sensibilisierung. Genau das kann bildende Kunst in so einem dichten historischen Rahmen, sie muss schließlich nicht korrekt sein, nicht wissenschaftlich vollständig.