Australian Open

Bewährungsprobe für Nick Kyrgios: Das Duell der ziemlich besten Feinde

Nick Kyrgios, motiviert wie nie zuvor.
Nick Kyrgios, motiviert wie nie zuvor.(c) APA/AFP/GREG WOOD
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Den Australier und Rafael Nadal verbindet nur die gegenseitige Verachtung, die Matches der beiden sind längst Klassiker. Am Montag ist es wieder so weit.

Melbourne. Was stört Rafael Nadal an Nick Kyrgios wohl am meisten? Dessen mangelnder Respekt gegenüber Gegnern und dem Tennissport, wie der Weltranglistenerste selbst behauptet? Oder doch die Tatsache, dass ihn der Australier, der sein Profi-Dasein nicht einmal sonderlich ernst nimmt, in den sieben Duellen bisher immerhin drei Mal geschlagen hat?

Im Achtelfinale der Australian Open kommt es am Montag (9 Uhr, live Eurosport) zum achten Aufeinandertreffen. Nicht weniger spannend als das Match des Spaniers mit dem Lokalmatador und Weltranglisten-26. dürfte die obligatorische Pressekonferenz danach ausfallen, wenn Nadal mit Sicherheit wieder zu seiner (Nicht-)Beziehung zu Kyrgios befragt werden wird. Die Antwort darauf könnte davon abhängen, wie die Partie zuvor ausgegangen ist. Denn, glaubt man Kyrgios, ist Nadal nur nach Siegen wohlwollend.

Respektlos, aber genial

Tatsächlich hatte Nadal gerade gegen den Australier verloren, als er sich zuletzt zu dessen Benehmen äußerte. Vor rund zehn Monaten hatte ihn Kyrgios im Achtelfinale von Acapulco besiegt und danach auch das Turnier gewonnen. Nadal beschuldigte ihn damals, „respektlos gegenüber der Öffentlichkeit, dem Gegner und sich selbst“ zu sein.

Die Revanche gab es in Wimbledon. Nadal siegte in der zweiten Runde in vier Sätzen und jubelte, als hätte er gerade das Turnier gewonnen. Einen Eklat gab es auch in dieser Partie: Bei einem Netzangriff Nadals zog Kyrgios voll durch, direkt auf den Körper des Spaniers, und holte sich so auch den Punkt. „Der Typ hat soundsoviele Grand Slams gewonnen, und wie viel Geld hat er auf der Bank? Ich denke, er kann einen Ball auf die Brust verkraften“, meinte der 24-jährige Kyrgios, der in dieser Partie auch ein Ass von unten geschlagen hatte und am Vorabend der Partie in einem Londoner Pub angetroffen worden war. „Am Ende des Tages ist es doch nur Tennis.“

Nachdem sich Kyrgios in einem viel beachteten Interview über die Pedanterie von Nadal ausgelassen hatte und Novak Djoković Geltungswahn unterstellt hatte, meldete sich auch noch Toni Nadal, der Onkel und frühere Coach des 33-jährigen Mallorquiners, zu Wort. Er erklärte, Kyrgios sei schlichtweg ungebildet. Kyrgios' eher direkte Antwort: „Ich war zwölf Jahre in der Schule, du Idiot. Ich verstehe, dass du sauer bist, weil ich deine Familie wieder geschlagen habe.“

Mit dieser Vorgeschichte garantiert das Melbourne-Achtelfinale unbestritten sehr große Emotionen. Zumal Kyrgios in den vergangenen Wochen, in denen er die Tenniselite im Kampf gegen die verheerenden Buschfeuer in seiner Heimat hinter sich versammelt hat, geradezu wie geläutert wirkt. Frenetisch wurde er bisher im Turnier angefeuert, vor allem, als er sich zuletzt mit Karen Chatschanow einen Fünfsatz-Krimi lieferte. Das Duell gegen Erzfeind Nadal wird nun die erste große Bewährungsprobe für den mutmaßlich gewandelten Tennisrüpel.  (joe)

Australian Open, Achtelfinale

Damen: Kvitova (CZE-7) – Maria Sakkari (GRE-22) 6:7 (4), 6:3, 6:2, Kenin (USA-14) – Gauff (USA) 6:7 (5), 6:3, 6:0, Jabeur (TUN) – Qiang (CHN-27) 7:6 (4), 6:1, Barty (AUS-1) – Riske (USA-18) 6:3, 1:6, 6:4

Herren: Djoković (SRB-2) – Schwartzman (ARG-14) 6:3, 6:4, 6:4, Raonic (CAN-32) – ?ilić (CRO) 6:4, 6:3, 7:5, Sandgren (USA) – Fognini (ITA-12) 7:6 (5), 7:5, 6:7 (2), 6:4, Federer (SUI-3) – Fucsovics (HUN) 4:6, 6:1, 6:2, 6:2.

Viertelfinal-Tableau: Nadal (1)/Kyrgios (23) – Monfils (10)/Thiem (5), Medwedew (4)/Wawrinka (15) – Rublew (17)/Zverev (7); Sandgren – Federer (3), Raonic (32) – Djoković (2).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2020)

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