BCG-Studie

Weniger Übernahmen in Österreich

Im Dezember unterbreitete der steirische Sensorhersteller AMS ein erfolgreiches Übernahmeangebot für die deutsche Osram.
Im Dezember unterbreitete der steirische Sensorhersteller AMS ein erfolgreiches Übernahmeangebot für die deutsche Osram.(c) REUTERS (Andreas Gebert)
  • Drucken

299 Unternehmen haben im Vorjahr fusioniert, wurden übernommen oder haben eine Übernahme getätigt. Die größte war die von Osram durch AMS.

Wien. Im Vorjahr fanden in Österreich 299 Fusionen oder Übernahmen statt, das entspricht einem Rückgang von 13,8 Prozent zum Vorjahr. Das geht aus einer Erhebung der Boston Consulting Group (BCG) hervor. Zahlen zum Volumen liegen noch keine vor. Mit der sinkenden Anzahl ist jedoch die Serie der jährlichen Anstiege ab 2013 gerissen.

Hat das damit zu tun, dass sich die Konjunktur abschwächt? Nicht unbedingt. Im Zehn-Jahres-Vergleich war die M & A-Aktivität überdurchschnittlich. M & A steht für Mergers & Acquisitions (Fusionen und Übernahmen). Zudem waren einige sehr großvolumige Übernahmen dabei: Im Dezember unterbreitete der steirische Sensorhersteller AMS ein erfolgreiches Übernahmeangebot für die deutsche Osram. Mit einem Volumen von 4,6 Mrd. Euro wäre es die größte durch ein österreichisches Unternehmen getätigte Akquisition; das Closing steht aber noch aus.

Weitere große Deals waren die Beteiligung der OMV an der Abu Dhabi National Oil Company und die der Signa an Galeria Kaufhof.

Die geringere Zahl von Übernahmen im Vorjahr habe auch mit dem Rückgang von Notverkäufen (Distressed M & A-Deals) zu tun, stellt BCG-Experte Tibor Mérey fest. Nach der Finanzkrise waren einige Unternehmen ins Schlingern gekommen und zu Übernahmezielen geworden. Das dürfte nun aufgearbeitet sein.

Firmen kaufen Know-how zu

Die Anzahl wachstums- und digitalgetriebener Deals ist hingegen stabil geblieben. Viele Unternehmen, etwa Banken, kaufen kleine Technologiefirmen, um in diesem Bereich nicht ins Hintertreffen zu geraten. So beteiligte sich die Erste Group mit 22 Prozent an dem tschechischen Start-up Dateio. Dieses soll die Integration eines Rabattsystems in die Erste-Banking-Plattform „George“ ermöglichen. Infineon Austria wurde zur Alleineigentümerin der Danube Integrated Circuit Engineering (DICE). Diese ist in der Entwicklung von Radarchips für Fahrassistenzsysteme aktiv.

Im Bau- und Immobilienbereich ist die Anzahl der Deals im Vorjahr jedoch zurückgegangen.

Und wie geht es heuer weiter? „Die Deal-Pipeline lässt erwarten, dass heuer ein tendenziell schwächeres Jahr wird“, sagt Mérey. Handelskonflikte, Krisenherde und der Brexit dürften hemmend auf die Bereitschaft zu wachstumsgetriebenen Deals in Österreich und den wichtigen M & A-Partnerländern wirken.

In konjunkturschwachen Zeiten eine Übernahme zu tätigen, ist allerdings keine schlechte Idee: „Wir haben festgestellt, dass Unternehmen, die in Abschwungphasen Übernahmen tätigen, schon nach einem Jahr Überrenditen haben verglichen mit denen, die das in Boomzeiten tun“, sagt Mérey. Das habe unter anderem mit dem geringeren Preis zu tun, den man für Übernahmen in Abschwungphasen zahlt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.