Musikpreis

Billie Eilish triumphiert bei den Grammys

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Die 18-jährige Popsängerin gewann bei der Grammy-Verleihung in Los Angeles die Trophäen in allen vier Hauptkategorien. Das hatte zuletzt 1980 ein Künstler geschafft.

Eine Überraschung ist das eigentlich kaum: Die erst 18-jährige Popsängerin Billie Eilish, der größte Musikstar des letzten Jahres, deren oft schwermütige, vom Gothic inspirierte und vom Bass angetriebene Musik weltweit Menschen in ihren Bann gezogen hat, hat bei den Grammys groß abgeräumt. Bei den in der Nacht auf Montag in Los Angeles verliehenen Preisen gewann sie in allen vier Hauptkategorien: für das beste Album ("When We All Fall Asleep, Where Do We Go?"), die beste Newcomerin, die beste Aufnahme und den besten Song des Jahres.

Der Preis für die "Aufnahme des Jahres" ehrt das Produzententeam und die Soundingenieure, die Auszeichnung "Song des Jahres" gilt den Komponisten und Songwritern. Den Hit „Bad Guy“ schrieb Billie Eilish gemeinsam mit ihrem Bruder Finneas O'Connell, der als Produzent auch in den Kategorien "Beste technische Ausführung (nicht-klassisch)" und "Produzent des Jahres (nicht-klassisch)" gewann.

"Das hier ist für alle Kinder, die heute Musik in einem Schlafzimmer machen. Ihr werdet so einen hier bekommen", sagte Finneas O'Connell. Das Geschwisterpaar setzte sich unter anderem gegen Taylor Swift ("Lover"), Lady Gaga ("Always Remember Us This Way") und Lana Del Rey ("Norman F***ing Rockwell") durch. 

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US-ENTERTAINMENT-MUSIC-GRAMMY-SHOWAPA/AFP/ROBYN BECK

In der Album-Kategorie stellte Billie Eilish die Rapperin Lizzo und den Rapper Lil Nas X in den Schatten, die ebenfalls als Favoriten in den Grammy-Abend gestartet waren. Eilish ist die jüngste Künstlerin, die in der Grammy-Geschichte für das beste Album ausgezeichnet wurde. "Gott, das ist so verrückt", sagte Eilish und dankte ihren Fans: "Die Fans verdienen alles." Sie seien "der Grund, warum wir alle überhaupt hier sind".

Eilish ist seit 1980 auch die erste Künstlerin, die in einem Jahr in allen Hauptkategorien gewonnen hat: Damals gelang das dem Sänger Christopher Cross mit dem Song „Sailing“ und dem selbstbetitelten Album.

Ein Todesfall überschattete die Gala

Überschattet wurde die Gala vom Tod des Basketball-Superstars Kobe Bryant. "Dieser Abend ist für Kobe", rief die Sängerin und Grammy-Favoritin Lizzo, bevor sie am Sonntagabend (Ortszeit) die Show in Los Angeles mit einem Medley ihrer Hits eröffnete. "Los Angeles, Amerika und die ganze weite Welt haben einen Helden verloren", sagte Moderatorin Alicia Keys. „Wir stehen hier mit gebrochenem Herzen im Haus, das Kobe Bryant aufgebaut hat."

Die 62. Grammy-Show fand im Staples Center von Los Angeles statt - der Halle, in der auch die Heimspiele von Bryants früherem Team Los Angeles Lakers ausgetragen werden. Auf Großbildschirmen wurde ein Foto des verstorbenen Superstars gezeigt, während Alicia Keys mit der Band Boys II Men das Lied "It's So Hard to Say Goodbye to Yesterday" anstimmte.

Skandal hinter den Kulissen

Die Verleihung stand zudem im Schatten eines weiteren Ereignisses: Wenige Tage zuvor war die Chefin der Recording Academy, die die Gala organisiert, Deborah Dugan, freigestellt worden. Sie erhob daraufhin schwere Vorwürfe: Sie glaubt, dass die Akademie sich mit der Suspendierung an ihr rächen wolle, weil sie sich bei einer Behörde für Gleichstellung am Arbeitsplatz beschwert hat. Ihre konkreten Vorwürfe: sexuelle Belästigung und Unregelmäßigkeiten bei Nominierungen.

Dugan war als erste Frau an die Spitze der Grammy-Akademie berufen worden, nachdem ihr Vorgänger eine Kontroverse ausgelöst hatte. Neil Portnow hatte gesagt, Frauen sollten sich mehr "anstrengen", um Anerkennung zu bekommen. Dass Dugan nun abmontiert wurde, traf auch all jene in der Branche, die auf einen Wandel bei der Akademie hin zu mehr Diversität gehofft hatten.

62nd Grammy Awards - Show - Los Angeles, California, U.S.
62nd Grammy Awards - Show - Los Angeles, California, U.S.REUTERS

Auf dieses Thema schien auch Alicia Keys anzuspielen, als sie sich für eine sehr freie Interpretation von Lewis Capaldis „Someone You Loved“ ans Klavier setzte: „Es ist ein neues Jahrzehnt. Es ist Zeit für Neues. Wir lehnen die negative Energie ab, wir lehnen die alten Systeme ab“, sagte sie.

Drei Preise für Lizzo, zwei für Lady Gaga, einer für Michelle Obama

Die Grammys wurden am Sonntag in 84 Kategorien vergeben. Die meisten Auszeichnungen wurden bereits vor der eigentlichen Zeremonie bekanntgegeben. So gewann Lizzo im Vorfeld des Abends zwei Grammys und dann zum Beginn der Gala zunächst die Auszeichnung für die beste Pop-Solo-Darbietung. Auch der 20-jährige Lil Nas X startete mit zwei Grammys (beste Pop-Darbietung eines Duos oder einer Gruppe; bestes Musikvideo) in den Abend.

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Lady Gaga gewann zwei Grammys für die Musik des Kinohits "A Star is Born". Den Preis für die beste Filmmusik holte Beyoncé. Die frühere First Lady Michelle Obama gewann einen Grammy für die Hörbuchversion ihrer Autobiografie "Becoming: Meine Geschichte".

Zwei posthume Grammys gab es für den Rapper Nipsey Hussle, der im vergangenen März ermordet worden war. Er wurde für die beste Rap/Song-Performance in "Higher" und für die beste Rap-Performance in "Racks in the Middle" ausgezeichnet.

Österreicher gingen leer aus

Die beiden österreichischen Grammy-Hoffnungen gingen leer aus. Manfred Honeck und das Pittsburgh Symphony Orchestra waren in der Kategorie "Beste Orchester-Performance" im Rennen gewesen. Die Lautenistin Christina Pluhar bekam in der Kategorie "Bestes klassisches Solostimmen-Album" keinen Grammy für "Himmelsmusik".

Nicht viel besser ging es den nominierten Deutschen. Lediglich die NDR Big Band als Begleitung des US-Jazztrompeters Randy Brecker konnte am Sonntag einen der begehrtesten Musikpreise der Welt einheimsen. Brecker und die Band siegten in der Kategorie "Bestes improvisiertes Jazz-Solo" für "Sozinho" auf seinem Album "Rocks".

Der für die Musik zur Neuverfilmung von "Der König der Löwen" gleich zwei Mal nominierte Filmkomponist Hans Zimmer konnte hingegen keinen Grammy nach Hause nehmen. Glücklos blieben auch Techno-Musiker Apparat in der Kategorie "Bestes Album Dance/Electronic" sowie Dirigent Christian Thielemann im Wettstreit um die beste Opernaufnahme.

(APA/AFP)

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