Laura Breiling

Ageism und Feminismus: „Kunst kann den Finger in die gesellschaftliche Wunde legen“

"Breastfeeding at Görlitzer Park"
"Breastfeeding at Görlitzer Park"Laura Breiling
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Als „provokant“ werden die Illustrationen der Berlinerin Laura Breiling gerne beschrieben. Dabei fängt sie eigentlich nur Momente aus dem wahren Leben ein.

Google, Washington Post, New York Times, Bloomberg oder die Berliner Zeitung. Die Liste an illustren Auftraggebern ist groß, wenn es um die Werke der Berliner Illustratorin Laura Breiling und ihr kreatives Potenzial geht.

Und dieses nutzt sie, um aktuelle und gesellschaftsrelevante Ereignisse zu Papier zu bringen, den Fokus dabei auf feministische und geschlechterbezogene Themen legend, häufig auch auf Politik und Umweltschutz. Besonders wichtig sei ihr, eine große Diversität abzubilden. In der künstlerischen Abbildung komme dies viel zu kurz. „In der Realität findet diese Diversität statt, sie wird aufgrund von Machtstrukturen nicht gezeigt. Ich möchte dabei verschiedenste Menschen darstellen, die selbstbewusst als Subjekte agieren, auch wenn sie Teil einer marginalisierten Gruppe sind oder in der Realität zu oft wie Objekte behandelt werden“, erklärt sie im Gespräch mit dem „Schaufenster“.

Tatsächlich sorgen diese Darstellungen bei Betrachtern häufig für Irritation, so die Künstlerin. Die folgende Illustration zeigt zwei ältere Frauen, die in der Badewanne ihren Jahrestag feiern. Ohne Ageismus, dafür mit Schokobrunnen und Rotwein. Liebe zwischen älteren Menschen komme in der öffentlichen Wahrnehmung leider immer noch viel zu kurz, erklärt Breiling.

"La Dolce Vita", erschienen in Glamour Deutschland.
"La Dolce Vita", erschienen in Glamour Deutschland.Laura Breiling

Der persönliche moralische Kompass

Für Irritation, aber auch für Faszination sorgen die Illustrationen. Nicht umsonst ist die Berlinerin momentan eine der gefragtesten deutschen Illustratorinnen. Es gelingt ihr, Beobachter in ihren Bann zu ziehen. Und sie transportiert entweder ganz eindeutig oder auf eine subtilere Art und Weise Botschaften. Denn Kunst sei, zumindest nach Breilings persönlichem Kunstbegriff, immer politisch. Durch den eigenen kulturellen Background und eine persönliche Positionierung, durch die politische Situation zur Zeit des Entstehens und durch das akute Zeitgeschehen bekomme künstlerisches Schaffen meistens einen politischen Beigeschmack - selbst wenn das anfänglich nicht beabsichtigt war.

Und so gehört es für sie auch dazu, den einen oder anderen Job abzusagen. Den eigenen moralischen Kompass im Gepäck, bewegt sie sich auf dem schmalen Grat zwischen Gewissen und Wirtschaftlichkeit. Ihre Kunst ist demnach nicht nur politisch, sondern durchaus auch aktivistisch: „Kunst kann den Finger in die gesellschaftliche Wunde legen, genau dort, wo es besonders weh tut.“

Dafür beobachtet sie das politische Zeitgeschehen und nimmt auch hier immer wieder den Stift in die Hand. Immer wieder schummelt sich Donald Trump in ihre Illustrationen, eingefangen hat sie auch Angela Merkel oder Kim Jong-un. Im Mai 2016 übrigens auch Alexander van der Bellen, nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten, bevor diese angefochten wurde.

Der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten

Realistische Momente einfangen in einer Welt, die zu einem großen Teil sehr utopisch abgebildet wird: Diesem Ziel hat sich Laura Breiling neben dem Kampf gegen Schönheitsnormen oder Geschlechterstereotype verschrieben. Ihre Illustrationen sind kritisch, sträuben sich gegen Konventionen und verpacken stets eine Portion Humor und Ironie. Und so sieht man eine arbeitende Mutter zwischen Milchpumpen und Deadlines, eine Gruppe halbnackter Seniorinnen bei einem gemütlichen Grillabend am See mit Bier und Grillwürsten, zwei sich küssende junge Männer oder eine frischgebackene Mutter - mit Narben und Dehnungsstreifen, sehr müde, und von vielen vollen Windeln umgeben.

"Working Mum", erschienen in der Berliner Zeitung.
"Working Mum", erschienen in der Berliner Zeitung.Laura Breiling

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