Das rote Wien machte seine Aufwartung. Der türkise Bund schaute zahlreich vorbei. Auch Blaue verschiedener Lager. Nur Grüne zeigten sich nicht.
Wien, man glaubt es kaum, ist ein großes Jagdrevier. Da gibt es den Lainzer Tiergarten. Den Wienerwald. Den Nationalpark Donauauen. 9000 Hektar. Und ab und zu verirrt sich auch ein Fuchs in die Innenstadt, sagt der Wiener Forstdirektor Andreas Januskovecz.
Er begleitet an diesem Abend Wiens Bürgermeister, Michael Ludwig (SPÖ), in der Hofburg. Auch Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) ist da. Und Stadtrat Peter Hanke (SPÖ). Damit der 99. Jägerball – die Stadt Wien hat heuer die Patronanz über – aber nicht zu rot wird, hat der türkise Bundeskanzler vorgesorgt. Er hatte zwar vor, selbst zu kommen, konnte wegen der Vorbereitungen zur Regierungsklausur dann nicht, schickte aber seine Regierungsriege vorbei, vor allem die weibliche.
Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger darf den Ball sogar eröffnen. Die neue Verteidigungsministerin, Klaudia Tanner, ist ebenso hier wie Frauen- und Integrationsministerin Susanne Raab, Wirtschaftsministerin Margarethe Schramböck und die neue Arbeits- und Familienministerin, Christine Aschbacher. Dazu noch Innenminister Karl Nehammer, Staatssekretär Magnus Brunner, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sowie der steirische Landesrat Christopher Drexler.
Von den Freiheitlichen – also der FPÖ – ist etwa Dominik Nepp da. Von den anderen Freiheitlichen – jenen von der DAÖ – Karl Baron. Heinz-Christian Strache, ein Stammgast auf diesem Ball, lässt heuer aus. Von den Grünen – jedenfalls so weit das Auge reicht – ist keiner in Sicht. Diese hätten sich auch irgendwie an den demonstrierenden Tierschützern vor der Hofburg vorbeischwindeln müssen.
Üblicherweise beschränken sich die Reden auf allerlei waidmännische Anspielungen und Assoziationen, heuer wurden auch richtige politischen Botschaften untergebracht: Michael Ludwig hob in seiner Rede die Bedeutung der Sozialpartnerschaft hervor – bei der Jagd sei das Pendant die Kameradschaft. Und Elisabeth Köstinger rief dazu auf, das Privateigentum hochzuhalten.
Von Faber bis Tojner
Dies hörten unter anderem: Ball-Chef Leo Nagy, Dompfarrer Toni Faber, Niederösterreichs Landesjägermeister Josef Pröll, Siemens-Generaldirektor Wolfgang Hesoun, Genetiker Markus Hengstschläger, Agenda-Austria-Chef Franz Schellhorn, die ORF-Moderatoren Nadja Bernhard und Tarek Leitner, Raiffeisen-Generaldirektor Klaus Buchleitner, Eva und Christoph Dichand, die Gastronomen Birgit und Heinz Reitbauer, Unternehmer Michael Tojner, Novomatic-Chef Harald Neumann, PR-Berater Daniel Kapp sowie der unvermeidliche wie unverwüstliche Richard Lugner.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2020)