2019-nCoV

USA und Japan fliegen ihre Bürger aus China aus

An Bord dieses Flugzeugs: US-Amerikaner auf dem Weg von Wuhan nach Kalifornien beim Zwischenstopp im kanadischen Anchorage.
An Bord dieses Flugzeugs: US-Amerikaner auf dem Weg von Wuhan nach Kalifornien beim Zwischenstopp im kanadischen Anchorage.APA/AFP/GETTY IMAGES/Lance King
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Ein Flugzeug mit US-Bürgern ist unterwegs nach Kalifornien. Dort werden die Passagiere 14 Tage in Quarantäne bleiben. Bei der Erforschung des neuen Corona-Virus gibt es Fortschritte.

Angesichts der weiteren Ausbreitung des neuen Coronavirus fliegen Länder wie Japan und die USA ihre Staatsbürger aus China aus. Derzeit laufen auch Abstimmungen mit chinesischen und hessischen Behörden, um Deutsche aus der Region zu bringen. Die Maschine solle dann in Frankfurt landen, sagte der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn am Mittwoch. Etwa 100 ausreisewillige Deutsche hätten sich gemeldet. Menschen mit Krankheitssymptomen würden aber nicht an Bord gelassen.

In China stieg die Zahl der Toten unterdessen von 106 auf 132 an. Fluggesellschaften wie British Airways und die indonesische Lion Air wollen ihre Flüge in das Land stoppen. British Airways stellt die Buchung von direkten Flügen von London in die Volksrepublik ein. Alle Verbindungen würden mit sofortiger Wirkung eingestellt, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Austrian Airlines und ihre Mutter Lufthansa fliegen vorerst weiter nach China.

Vier Fälle in Deutschland

Wissenschaftler arbeiten unterdessen mit Hochdruck an einem Impfstoff. Bis Dienstag wurden 1.459 neue Erkrankungen gemeldet, damit gibt es inzwischen über 6000 Krankheitsfälle - die meisten davon in China. Außerhalb Chinas sind bisher 15 Länder betroffen, darunter die USA, Frankreich und Singapur. In Deutschland gibt es vier bestätigte Fälle.

In Tokio landete am Mittwoch eine Maschine mit 206 Japanern, die sich zuvor in der zentralchinesischen Millionenmetropole Wuhan aufhielten. Sie gilt als Ausgangspunkt des neuen Virus und wurde praktisch von der Außenwelt abgeriegelt. Laut US-Diplomaten zufolge verließ auch eine US-Chartermaschine mit 220 Menschen an Bord Wuhan. Im kanadischen Anchorage wurde zwischengelandet und aufgetankt. Aber auch medizinische Checks. Am Zielort Kalfornien sollen die US-Bürger schließlich noch zwei Wochen in Quarantäne bleiben.

Die US-Regierung prüft zudem die Aussetzung von Linienflügen nach China. "Alle Optionen für den Umgang mit der Ausbreitung von Infektionskrankheiten müssen geprüft werden, einschließlich Reisebeschränkungen", sagte US-Gesundheitsminister Alex Azar.

Quarantäne auf der Weihnachtsinsel

Die Regierung in Australien hat einigen ihrer Staatsangehörigen bei der Rückkehr aus der vom Virus am stärksten betroffenen Provinz Hubei Hilfe zugesagt. Sie sollen auf der Weihnachtsinsel, ein australisches Territorium im Indischen Ozean, zunächst unter Quarantäne gestellt werden. Briten, die aus Wuhan zurückkehren, sollen einem Medienbericht zufolge zwei Wochen in Quarantäne. Das berichtet die BBC unter Berufung auf Gesundheitsminister Matt Hancock.

In der vom Coronavirus besonders betroffenen chinesischen Provinz Hubei befinden sich auch sieben Österreicher. Sie alle sind wohlauf und sollen noch vor dem Wochenende heimgeholt werden, hieß es vom Außenministerium am Mittwoch. Bisher gab es in Österreich sechs Coronavirus-Verdachtsfälle, alle Patienten wurden aber negativ getestet.

WHO optimistisch

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigte sich zuletzt zuversichtlich, dass China den Ausbruch des Virus in Schach halten kann. Weltweit wachsen aber die Sorgen, auch vor dem Einfluss des Virus auf die weltweit zweitgrößte Wirtschaft. "Unserer Ansicht nach steht das Schlimmste noch bevor", erklärten die Experten der japanischen Bank Nomura. Sie warnten kurzfristig vor einem schweren Schlag für Chinas Wirtschaft. Die Hongkonger Börse ging am ersten Handelstag nach dem chinesischen Neujahrsfest auf Talfahrt, die Börse Shanghai bleibt noch den Rest der Woche geschlossen.

In der südchinesischen Stadt Shenzhen haben einem Medienbericht zufolge klinische Studien zum möglichen Einsatz von HIV-Medikamenten gegen das Virus begonnen. Das berichtet die staatlich unterstützte Finanzzeitung "Securities Times" unter Berufung auf einen Beamten der nationalen Gesundheitskommission.

Durchbruch bei Reproduktion des Virus

Wissenschaftler in Australien erklärten unteressen, ihnen sei die Reproduktion des neuen Coronavirus im Labor gelungen. Der Durchbruch könnte dazu beitragen, die weltweite Ausbreitung der Krankheit zu bekämpfen. "Mit dem echten Virus haben wir jetzt die Möglichkeit, alle Testmethoden zu validieren und zu verifizieren und ihre Empfindlichkeiten und Besonderheiten zu vergleichen", sagte Julian Druce vom Peter Doherty Institut für Infektion und Immunität in Melbourne. Die gezüchtete Virusprobe könne so bei der Entwicklung eines Impfstoffs helfen. Russland und China arbeiten nach russischen Angaben zusammen an einem Impfstoff. Peking habe das Erbgut des Virus an Russland übergeben, teilt das russische Konsulat in Guangzhou mit.

(APA/Reuters)

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