Epidemie

Coronavirus: WHO bereitet Verbreitung außerhalb Chinas Sorge

APA/AFP/NOEL CELIS
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Am Donnerstag berät die WHO darüber, ob sie den weltweiten Gesundheitsnotstand ausrufen soll. Die Zahl der Todesopfer und Infektionen in China steigt sprunghaft: 170 Tote und mehr als 7700 Infizierte.

Die Weltgesundheitsbehörde WHO berät angesichts der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus erneut darüber, ob sie einen weltweiten Gesundheitsnotstand ausrufen soll. Der Notfallausschuss kommt diesen Donnerstag hinter verschlossenen Türen zusammen, wie WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf ankündigte.

Das Team aus 16 Experten hatte sich zuletzt zweimal dagegen entschieden, einen internationalen Notfall zu erklären. Damit wären schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung des Ausbruchs verbunden. Ghebreyesus sagte, die Verbreitung des Virus vor allem von Mensch zu Mensch in einigen Ländern wie Deutschland bereite der UNO-Behörde Sorgen. "Obwohl die Zahlen außerhalb Chinas noch relativ klein sind, haben sie das Potenzial für einen deutlich größeren Ausbruch", sagte der WHO-Chef. In Deutschland sind vier Fälle in Bayern bestätigt. In Wien gibt es einen sechsten Verdachtsfall.

Bisher wurden laut der WHO Infektionen aus 15 Ländern gemeldet. Bis auf rund 70 Fälle sind die meisten der Erkrankungen in China aufgetreten, wo der Erreger seinen Ursprung hat. Die staatliche Gesundheitskommission in Peking gab am Donnerstagvormittag (Ortszeit) neue Zahlen bekannt, die einen sprunghaften Anstieg bei Toten und Krankheitsfällen zeigten. Demnach waren bis einschließlich Mittwoch 170 Menschen gestorben und 7711 erkrankt, die meisten davon in der Provinz Hubei. Damit kamen innerhalb eines Tages 38 Tote und rund 1700 Erkrankte hinzu. Bei weiteren 12.167 Menschen wurde das Coronavirus vermutet.

Österreicher sollen noch vor Wochenende ausgeflogen werden

Google teilte mit, alle seine Büros in China, Hongkong und Taiwan vorläufig zu schließen. Und auch die schwedische Möbelkette Ikea zieht wegen der Ausbreitung der Lungenkrankheit die Notbremse: Alle 30 Einrichtungshäuser im Land werden vorübergehend geschlossen.

In der besonders betroffenen chinesischen Provinz Hubei befinden sich sieben Österreicher, die nach Angaben des Außenministeriums noch vor dem Wochenende in ihr Heimatland zurückkehren sollen. Andere Länder, darunter etwa auch Großbritannien, wollen aus der chinesischen Stadt Wuhan ausgeflogene Staatsbürger isolieren. Sie kommen 14 Tage lang in Quarantäne, wahrscheinlich auf einer Militärbasis.

Was solch ein Vorgehen mit den Österreichern betrifft, das stimme man die Vorgangsweise mit den Partnern im Rahmen der europäischen Gesundheitsbehörden sowie mit den Landessanitätsdirektionen ab, hieß es von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).

USA flogen 200 Menschen aus

Die USA flogen rund 200 Landsleute aus Wuhan aus. In Tokio landete am Donnerstagvormittag (Ortszeit) eine zweite Maschine mit 210 Menschen an Bord, die aus China evakuiert wurden.

Unterdessen streichen immer mehr Airlines Flüge nach China. In Wien starteten am Mittwoch die letzten Peking- und Shanghai-Flüge der AUA, die ebenso wie die Konzernmutter Lufthansa alle China-Flüge bis 9. Februar absagte. Zuletzt setzte British Airways alle Verbindungen von und nach Festland-China aus. Kurz zuvor hatte American Airlines bekanntgegeben, die Verbindungen von Los Angeles nach Peking und Shanghai bis Ende März einzustellen.

(APA/Reuters/AFP/dpa)

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