ÖVP/Grüne

Regierungsklausur: "Den Menschen bleibt endlich mehr zum Leben"

Gewessler, Kogler, Kurz und Blümel in Krems.
Gewessler, Kogler, Kurz und Blümel in Krems.APA/ROLAND SCHLAGER
  • Drucken

Die Steuern auf Einkommen sollen schon ab 2021 gesenkt, klimaschädliches Verhalten teurer werden: Türkis-Grün hat sich in Krems auf die Eckpfeiler ihrer „ökosozialen Steuerreform“ geeinigt.

Eine Busfahrt von Wien nach Krems, zwei Tage voller Gespräche: So gestalteten sich der Mittwoch und Donnerstag für die türkis-grüne Bundesregierung, die in Niederösterreich zu ihrer ersten Klausur zusammengekommen ist. Das zentrale Ergebnis des Treffens: die Eckpunkte der geplanten ökosozialen Steuerreform.

„Ich bin sehr zufrieden mit den Ergebnissen“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Donnerstag bei der Abschlusspressekonferenz. Man habe eine „gute Arbeitssitzung“ abgehalten, im Zuge derer alle Minister ihre Arbeitsschwerpunkte für das kommende Jahr präsentiert hätten. Diese seien „sehr ambitioniert“ ausgefallen. Zudem habe man sich auf die Präzisierung des schon im Koalitionsabkommen festgelegten „ökosozialen Umbaus unseres Steuersystems“ konzentriert. 

Konkret: „Schon 2021 wird die unterste Progressionsstufe im Einkommenssteuersystem von 25 auf 20 Prozent gesenkt werden“, sagte Kurz. 2022 sollen dann die zweite und dritte Lohnsteuerstufe einerseits von 35 auf 30, andererseits von 42 auf 40 Prozent gesenkt werden. „Damit verbunden sind Maßnahmen zur Stärkung der Landwirtschaft und des Wirtschaftsstandortes Österreich“, ergänzte der Kanzler.

Außerdem werde es zu einer Erhöhung des Familienbonus kommen, um jene Menschen, die einen doppelten Beitrag für die Gesellschaft leisten - „die arbeiten gehen und gleichzeitig Kinder großziehen“- zu entlasten. So solle sichergestellt werden, dass „den Menschen endlich mehr zum Leben bleibt“. In Summe solle so ein Entlastungsvolumen von vier Milliarden Euro geschafft werden, rechnete Kurz vor: Für eine Familie mit einem Einkommen von 2700 Euro brutto ergebe das eine Entlastung von 1000 Euro pro Jahr, je nach Verdienst und Kindern sei aber auch eine Entlastung von 1400 Euro jährlich möglich.

„Wir halten Wort“, verwies Kurz auf die im Nationalratswahlkampf getätigten Ankündigungen: „Das sind genau die Versprechen, für die wir gewählt worden sind.“

Teurere Kurzstreckenflüge, billigerer öffentlicher Verkehr

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) ergänzte, dass in Krems der „Einstieg in die ökologisch-soziale Reform“ geglückt sei. Man werde „Stellschrauben drehen, wo ökologisches Verhalten belohnt wird“ sowie an jenen drehen, die gegenläufiges Verhalten „tendenziell teurer“ machen. Zwei Beispiele dafür: Kurzstreckenflüge sollen künftig mehr kosten, gleichzeitig sollen öffentliche Verkehrsmittel billiger werden.

Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) ergänzte bei dem gemeinsamen Auftritt, dass auch die Steuerquote auf durchschnittlich 40 Prozent gesenkt werden sollte. Allerdings: Dieses sowie die zuvor genannten Ziele, könnten nicht „alle auf einmal“ realisiert werden. Aus diesem Grund habe man sich auf ein stufenweises Vorgehen verständigt, wiederholte er die schrittweise Senkung der Progressionsstufen bis 2022. Und er fügte hinzu: 2021 werde der Spitzensteuersatz verlängert und die Landwirtschaft entlastet, Details seien aber noch offen.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) stellte zuletzt die türkis-grünen Pläne in Sachen Umweltpolitik vor. Bis 2021 soll die Emissionsbepreisung feststehen, folglich die Nova und das Dienstwagenprivileg reformiert werden, kündigte sie an. Tanktourismus und LKW-Maut sollen national und international besprochen werden.

Auch die Treffsicherheit der Pendlerpauschale werde im Rahmen einer  - von ihr und Blümel geleiteten - Taskforce diskutiert werden. Wer der Taskforce noch angehören werde, stehe zwar noch nicht fest, räumte Gewessler ein, allerdings sei geplant, sie noch im Februar ins Leben zu rufen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Stimmungsbild

Türkis-grüne Romantik

Vor einem Jahr tagte die ÖVP noch mit der FPÖ, jetzt ging sie mit den Grünen in Klausur. Was ist nun anders gewesen?
FPÖ-Chef Norbert Hofer
Steuerreform

Opposition kritisiert türkis-grünen "Marketingschmäh"

Die geplante Steuerreform sei "schwach und unsozial", hieß es von der SPÖ. Gewerkschaftsbund und Greenpeace sind enttäuscht. Einzig seitens der Wirtschaft gibt es Lob.
Das türkis-grüne Regierungsteam trat, angeführt von Kanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Werner Kogler, zum Gruppenfoto an. Die Klubchefs waren auch dabei.
Regierungsklausur

Werner Kogler: „Habe genügend Sauerstoff zum Atmen“

ÖVP und Grüne ziehen sich zwei Tage lang zur „ausgiebigen Arbeitsklausur“ zurück. Bei der Steuerreform wollen beide Koalitionspartner ihre Anliegen durchsetzen. Den Grünen werde dabei von der ÖVP genügend Platz gelassen.
Regierungsklausur
Regierungsklausur

Türkis-Grün überlegt Grippe-Impfpflicht für Gesundheitsberufe

Die Regierung kommt in Krems zu ihrer ersten Klausur zusammen. Hier will sie sich vorrangig mit der Steuerreform auseinandersetzen. Doch auch die Themen Influenza und Coronavirus sind präsent.
Alexander Schallenberg und Bundespräsident Alexander Van der Bellen
Hofburg

Grünes Regierungsteam und drei ÖVP-Minister erneut angelobt

Kurz vor der Abreise zur ersten türkis-grünen Regierungsklausur, rief Bundespräsident Van der Bellen einige Minister zu sich, um ihnen ihre fehlenden Agenden zu verleihen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.