Nach dem 500-Euro-Schein geht es nun den kleinen Münzen an den Kragen. Doch ist Bargeld wirklich ein Auslaufmodell? Warum brauchen wir es? Und: Was sind die Alternativen? Diskutieren Sie mit!
Wer als Österreicher in Stockholm Urlaub macht, ist erst einmal überrascht. Über die vielen „No Cash“-Schilder. Egal ob im Restaurant, im Club oder im Museum, sein Bargeld wird man trotz der gesalzenen Preise kaum los. Ganz anders geht es da wohl Touristen aus Skandinavien, wo das Ende des Bargelds fast schon besiegelt ist, in Wien: „Wir akzeptieren nur Barzahlung" ist auch noch auf Tischen in Innenstadt-Kaffeehäusern zu lesen.
Erich Kocina wundert sich darüber: Es scheine fast so, „als wäre digitales Geld eine Krankheit, die man sich ja nicht eintreten will“, schreibt Kocina in einer Glosse. In Wien gehöre es noch immer „zum guten Ton, den Wandel als Niedergang zu verstehen.“
In Kitzbühel ist man da schon etwas weiter, zeigt ein Bericht von Kamil Kowalcze. Unter anderem wurde eine „Cashless Zone“ im Ortszentrum aufgebaut. Viele Touristen hätten mittlerweile einfach kein Bargeld mehr dabei, heißt es von der die Tourismusbranche.
Groß ist unterdessen die Aufregung darüber, dass schon im kommenden Jahr den Ein- und Zwei-Cent-Münzen in der Eurozone das Aus drohen könnte.
»„Die einzige Möglichkeit, das noch länger hinauszuzögern, ist die umfassende Verwendung der Scheine“«
Josef Urschitz
„Bargeld ist langfristig zweifellos ein Auslaufmodell“, schreibt Wirtschaftskolumnist Josef Urschitz. Er meint in einem Leitartikel: „Die einzige Möglichkeit, das noch länger hinauszuzögern, ist die umfassende Verwendung der Scheine.“ Warum das sinnvoll sein könnte, erklärt Urschitz auch: Bei einer weiteren Absenkung der (ohnehin Niedrigst-)Zinsen durch die Notenbanken, werden viele mit einer Flucht ins Bargeld reagieren. Außer, wenn es diese Möglichkeit nicht mehr gibt: „Dann sind Sparer dem Zugriff auf ihre Guthaben per Negativzinsen schutzlos ausgesetzt."
Weitere Konsequenzen eines Bargeld-Aus fasst die Wirtschaftspsychologin Jutta Pitters in einem „Presse"-Interview zusammen. Sie meint unter anderem: „ Wenn man Geld sieht, wird ein Belohnungszentrum aktiviert. Das ist wie bei Drogen oder Sex.“ Das würde Menschen unter anderem egoistischer machen. Dieser Aspekt bleibe bei Kreditkarten und Co. aus.
Übrigens: Dass Bargeld in die Verfassung geschrieben wird, wie auch immer wieder von Politikern gefordert wird, halten Rechtsexperten für eine „wirkungslose Leerformel“. Warum das so ist, erklärt Professorin Bettina Spilker im „Rechtspanorama".
(sk)
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