Lungenkrankheit

Coronavirus: Entwarnung auf Kreuzfahrtschiff

APA/AFP/LILLIAN SUWANRUMPHA
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Zwei chinesische Reisende stehen unter Verdacht, mit dem Virus infiziert worden zu sein. Die Gesellschaften MSC und Costa haben inzwischen alle Kreuzfahrten in China abgesagt.

Für rund 6000 Passagiere des Kreuzfahrtschiffs „Costa Smeralda“ - darunter 37 Österreicher - gibt es Entwarnung: Wie aus Tests hervorging, gibt es keinen Hinweis auf den Erreger der Lungenkrankheit aus China. Zuvor war ein chinesisches Paar unter verdacht gestanden, am Virus erkrankt zu sein, weshalb die Passagiere im italienischen Civitavecchia das Schiff am Donnerstagabend vorerst nicht verlassen durften.

Inzwischen hat die Kreuzfahrtgesellschaft MSC drei Anfang Februar geplante Kreuzfahrten ihres Schiffes „Splendida“ mit 6.880 Plätzen gestrichen, die von chinesischen Häfen in Richtung Japan in See gestochen wären. Costa Crociere cancelte ebenfalls alle Fahrten bis kommenden Dienstag.

Internationale Besorgnis

Indes hält das Coronavirus die Staatengemeinschaft weiter in Atem: Im Laufe des Donnerstags sind sowohl Infektionen als auch Todesfälle in China stark angestiegen. Die Zahl der nachgewiesenen Patienten kletterte um rund 1700 auf 7711. Insgesamt sind 170 Patienten gestorben, allein am Donnerstag waren es 38. Mit der ersten Erkrankung in Tibet sind nun in allen Regionen und Provinzen Chinas Infektionen nachgewiesen. Der Höhepunkt der Epidemie wird frühestens in einer Woche erwartet.

Außerhalb der Volksrepublik sind in rund 20 Ländern etwas mehr als 100 Infektionen gezählt worden. Darunter sind neben Deutschland und Frankreich auch Thailand, Japan, Singapur, Malaysia, die USA, Finnland, Australien und Südkorea betroffen. Neu hinzu kam am Donnerstag je ein bestätigter Fall in Indien und auf den Philippinen. Auch in Österreich gab es am Donnerstag weitere Verdachtsfälle. Vielfach sind die Infizierten Reisende aus China, aber es kommt auch zu neuen Ansteckungen außerhalb des Landes.

Russland schloss nun seine komplette Grenze zu China. Details zur Dauer der Grenzschließung gab es vorerst nicht. Bereits am Montag hatte die Mongolei ihre knapp 4700 kilometerlange Grenze zum chinesischen Nachbarn geschlossen.

WHO von chinesischem Vorgehen begeistert

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Tedros Adhanom Ghebreyesus sowie Notfallchef Michael Ryan zeigten sich besorgt über die „rapide Ausbreitung“ der Lungenkrankheit. Sie seien jedoch sehr beeindruckt von den chinesischen Bemühungen: „Das chinesische Verhalten während des SARS-Ausbruchs und das chinesische Verhalten heute - absolut kein Vergleich“, sagte Ryan. Damals hatten die Behörden den Ausbruch zunächst lange vertuscht und die Bekämpfung verzögert.

Auf die Frage, ob die WHO das Ausfliegen von Ausländern empfiehlt, sagte Tedros: „Die Entscheidung liegt natürlich bei jedem Land selbst. Aber sie müssen gut darauf vorbereitet sein, wenn das Virus auf diesem Weg eingeschleppt wird." Angesichts der rasanten Ausbreitung des neuen Coronavirus wollte die WHO am Donnerstag erneut im Notfall-Ausschuss beraten. Bisher hatte sie davon abgesehen, eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" auszurufen.

China sagt immer mehr Veranstaltungen ab

Neben der Austrian Airlines, Lufthansa und British Airways kündigten weitere Fluggesellschaften wie etwa KLM, Finnair, American Airlines, die spanische Fluggesellschaft Iberia und die israelische El Alan an, ihre Flüge nach China streichen. In China selbst sagten die Behörden immer mehr Veranstaltungen ab, um Ansammlungen von Menschen zu verhindern. Chinas Fußballverband CFA kündigte am Donnerstag an, die Fußball-Saison des Landes vorerst zu verschieben. So sollen die Gesundheit der Fans und Spieler geschützt werden.

Die überwältigten Krankenhäuser in der schwer betroffenen Provinz Hubei leiden an einem Mangel an Material. Wie der Sprecher der Gesundheitskommission, Mi Feng, vor der Presse in Peking sagte, seien die Produktionskapazitäten hochgefahren worden. Auch seien Maßnahmen ergriffen worden, um den Transport nach Hubei zu beschleunigen. "Die Situation verbessert sich." Die Behörden in Wuhan bauen zwei Krankenlager in Schnellbauweise, um Patienten zentral unterzubringen. Eins soll nächste Woche fertig werden, das andere wenig später.

Das chinesische Wirtschaftswachstum dürfte wegen des neuen Coronavirus nach Ansicht der US-Notenbank etwas geringer ausfallen. Es sei noch zu früh, die Auswirkungen genau zu prognostizieren, aber eine "gewisse Störung" des Wirtschaftslebens in der kurzen Frist sei sehr wahrscheinlich, sagte Notenbankchef Jerome Powell vor Journalisten. Schwächeres Wachstum in China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde, wäre auch in den USA spürbar, aber nur sehr begrenzt, sagte Powell. Betroffen wären nach derzeitigem Kenntnisstand wohl vor allem China und seine Nachbarländer.

(APA/dpa/Reuters)

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