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Schaugehabe: 40 Jahre österreichische Mode im MAK

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40 Jahre Modedesign aus Österreich beleuchtet demnächst die Ausstellung „Show Off": Ein Wiedersehen mit alten Bekannten und die Entdeckung neuer Talente.

enn eine Ausstellung mit dem Titel „Show Off" überschrieben wird, könnte man kurz einen Hauch an Hybris erahnen. Schließlich scheint er nahezulegen, dass man sich da in eine prahlerische („show off") Pose werfe. Andererseits – und das ist wohl so bei der kommenden Schau im Wiener Museum für angewandte Kunst – darf man natürlich ein wenig stolz sein, wenn das ehrgeizige Unterfangen gelingt, mit relativ wenig Vorbereitungszeit eine Vier-Jahrzehnt-Retrospektive österreichischen Modeschaffens zusammenzustellen. Und, nächste Bedeutungsebene: Jenes „Austrian Fashion"-Design, um das es thematisch ausschließlich gehen soll, hat da und dort schon Grund, auf sich stolz sein zu dürfen. Die „Show Off"-Pose ist somit eine, die rechtens eingenommen werden darf.

Dass es überhaupt notwendig ist, sich einer so langen Zeitspanne und ohne weitere Themenzuspitzung zu widmen, ist der Ausgangslage einer tatsächlich sehr dürftigen Ausstellungstätigkeit mit Modebezug in heimischen Museen geschuldet. „Es ist kaum zu glauben, aber ,Show Off‘ ist die erste Ausstellung dieser Größe, die sich mit zeitgenössischer Mode aus Österreich befasst", sagt Ulrike Tschabitzer-Handler, die vom MAK als Kuratorin beauftragt worden war und als Partner Andreas Bergbaur ins Boot holte.

Szeneversteher. Die beiden kennen einander als Ko-Gründer der Förderstelle Unit F; Tschabitzer-Handler ist obendrein vor exakt zwanzig Jahren als Kuratorin von „Fast Forward: Mode in den Medien" im Wiener Künstlerhaus in Erscheinung getreten. Es waren also zwei profunde Kenner der Szene am Werk (Bergbaur studierte in den Achtzigerjahren an der Angewandten), und ihre Pläne für „Show Off" waren ambitioniert – selbst wenn der Auftrag des Museums erst letzten Sommer an sie erging. So sollten alle eingeladenen Designer selbst bestimmen, welche ihrer Kreationen zu sehen sein werden. Ähnliches galt für die Fotografen, die, wie die Designer seit den Achtzigerjahren am Werk, mit ihren Bildwerken Teil von „Show Off" sein werden. Was die Show nicht leisten kann oder will: Durchdeklinieren, wofür österreichische Mode steht und ob es einen gemeinsamen Nenner gibt. „Das war nicht unsere Intention, was wir aber gesehen haben: Aus der Nebeneinanderstellung verschiedener Positionen ergeben sich gewisse Erzählstränge", sagt Bergbaur. Dazu zählen unter anderem ein ausgesprochen skulpturales Arbeiten (aktuell etwa bei Christoph Rumpf), konzeptuelle Ansätze (etwa von Fabrics Interseason), das Spiel mit Trachtenelementen (Helmut Lang, Andreas Kronthaler, Susanne Bisovsky) oder Bezüge auf grafische Elemente der Wiener Werkstätte (Rudi Gernreich, Odeeh, Arthur Arbesser).

Beginn einer Ära. Für die Bestimmung des für „Show Off" relevanten Zeitrahmens nahmen die Kuratoren einen Umbruch an der Universität für angewandte Kunst zuhilfe: Mit der Einführung des Systems wechselnder Gastprofessuren in der Modeklasse sorgte der im Jänner 2020 verstorbene einstige Rektor Oswald Oberhuber für neue Dynamik. Der erste Prominente aus der internationalen Modewelt, der nach Wien kam, war Karl Lagerfeld: „Er brachte ein professionelles Verständnis von Ready-to-Wear-Mode und ihren Erfordernissen mit", resümiert Bergbaur. „Davor hatte man in Wien, auch an der Angewandten, von Mode eher ein Verständnis aus einer betulicheren Salonperspektive."

Es folgten in einer „unfassbar grauen Stadt" (Bergbaur) neue Initiativen wie die U-Mode von Ossi Schellmann und Mario Soldos Imota. International anerkannte Namen wie Rudi Gernreich (aus seinem Spätwerk werden Exponate zu sehen sein) und natürlich Helmut Lang verschafften der heimischen Szene ungekannte Strahlkraft. Mit dem Einsetzen der systematischen Modeförderung im Land gab es dann nach der Jahrtausendwende eine kleine Explosion der Labelgründungen mit internationalen Ambitionen. Dass nachhaltiger Erfolg nur wenigen dieser Avantgardemarken beschieden war, ist zugleich kennzeichnend für ein schwieriges Umfeld.

Für das ökonomische Fortkommen kleinerer Marken ist notwendigerweise auch die Akzeptanz im Heimatmarkt wichtig – von Concept Stores in Tokio allein leben nur die wenigsten auf lange Dauer gut. Und letztlich ist es genau dieser Punkt, an dem auch ein Museum mitverantwortlich für die Gestaltung einer Modeszene werden kann: Eine regelmäßige, ernst genommene Ausstellungstätigkeit zu verschiedenen Aspekten des Themas trägt notwendigerweise dazu bei, das Bewusstsein und die Interessenslage der Besucher zu schärfen.

„Ich würde dem MAK dringend raten, ein Modeausstellungsprogramm für die kommenden fünf bis zehn Jahre zu erarbeiten und parallel dazu eine eigene Sammlung zeitgenössischer Mode aufzubauen", sagt Ulrike Tschabitzer-Handler folgerichtig. In anderen Häusern erleben Modeausstellungen regelmäßig großen Zuspruch und erreichen Blockbusterstatus. Das neu erwachte Mode-Commitment im MAK dürfte von guten Besucherzahlen, so sie sich bei „Show Off" denn einstellen, hoffentlich entsprechend beflügelt werden.

Tipp

„Show Off – Austrian Fashion Design". Ab 14. 2. im Museum für angewandte Kunst. Eröffnung am 13. 2., ab 21 Uhr für alle Besucher offen, www.mak.at

("Die Presse - Schaufenster", Print-Ausgabe, 31.01.2020)

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