Warum die Brits in einigen Jahren vielleicht ganz froh sein werden, die Nöte der EU von außen verfolgen zu können.
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Glaubt man der veröffentlichten Meinung in Kontinentaleuropa, so schießen sich die Briten gerade gewaltig selbst ins Knie. Der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union, der heute um Mitternacht (Brüsseler Lokalzeit) vollzogen werden wird, ist in dieser Lesart der Dinge ein verantwortungsloses Abenteuer, organisiert von einer verkommenen politischen Klasse, das Großbritannien wirtschaftlich und politisch schweren Schaden zufügen wird.
Das jedenfalls erklärt uns seit der „Brexit“-Volksabstimmung von 2016 mit erhobenem Zeigefinger ein erheblicher Teil der Meinungsmacher vor allem des deutschen Sprachraums. Die Chancen stehen gut, dass die These vom nahenden Untergang Großbritanniens außerhalb der EU ungefähr so viel Bestand haben wird wie jene von der Rettung des hiesigen Pensionssystems durch massenweise Zuwanderung aus Afrika und Nahost: gar keinen. Es spricht bei kühler Betrachtung sogar einiges dafür, dass nach ein paar Jahren des Übergangs die Rest-EU mehr unter dem Abgang der Briten leiden wird als umgekehrt.