Der EU-Austritt wird gefeiert und betrauert. Er wird das Land verändern – aber nicht so, wie es sich Margaret Thatcher und ihre Anhänger gewünscht hätten.
Kurz nach der Volksabstimmung 2016, in der sich die Briten mehrheitlich für den Austritt aus der Europäischen Union ausgesprochen hatten, machte sich eine Gruppe begeisterter EU-Gegner auf, den historischen Moment mit einem Brexit-Museum zu verewigen. Wie viele andere glorreiche Ideen wurde die Initiative in einem Pub geboren: „Wir kamen überein, dass wir ein Zeichen für künftige Generationen setzen wollten“, erinnert sich Lee Rotherham, einer der Proponenten. Aber so wie mit Inkrafttreten des Brexit heute, Freitag, um 23 Uhr Ortszeit (Mitternacht auf dem Kontinent) mehr Fragen offenbleiben als beantwortet sein werden, existiert auch das Brexit-Museum bisher nur in Umrissen.
Ungeklärt ist nicht nur der Ort, obwohl Einigkeit besteht, dass man sich „absolut nicht“ in London niederlassen wolle, wie Rotherham betont. Die britische Hauptstadt stimmte 2016 mit 59,9 Prozent für den Verbleib in der EU. Wenn heute irgendwo der „Brexit Day“ in Trauer begangen wird, dann hier. Die Zeit, in der man Millionen auf die Straße bringen konnte, um den Austritt aus der EU doch noch zu verhindern, sind nach dem Scheitern aller Bemühungen aber vorbei: Statt zu einer Großkundgebung lud die Organisation „The 3 Million“, die sich als Sprachrohr der EU-Bürger in Großbritannien profiliert hat, für heute Abend in ein Lokal mit Namen „Bierschenke“ nahe dem Londoner Tower ein. Mit Karaoke von Abba bis Zappa will man gegen die Trübsal ansingen, ehe um 23 Uhr in der großen Bierhalle die Europahymne erklingen wird.